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4. August 2017

Rückblick Juni & Juli 2017: Abschiede und Wiederkehr

Es sind wieder Theaterferien! Daher kommt hier der letzte Rückblick der Spielzeit 2016/2717. Über welche Themen ich in der Sommerpause schreiben werde, ist noch nicht ganz klar. 


JUNI
03.06.2017 PREMIERE Peng von Marius von Mayenburg (Schaubühne)

06.06.2017 re-vistied  Peng 

Als Donald Trump im November des letzten Jahres zum Präsidenten der USA gewählt wurde, hatte Marius von Mayenburg endgültig genug von den Macho-Männern. Erdogan, Putin, Orbán, Kaczynski - es ist eine lange Reihe dieser "Anführer", die ihn dazu veranlassten, die Figur Peng zu erfinden und ein Stück darüber zu schreiben. Verkörpert wird dieser Peng echt fies und unsympatisch von Sebastian Schwar - er ist einer der Stammschauspieler*innen von M.v. Mayenburg. Im Stück ist er das Kind eines Prenzlauer-Berg Paares. Moral und Anstand sind ihm vollkommen egal, wenn es darum geht an sein Ziel zu kommen. Er verdreht jedem die Worte im Mund, macht Opfer zu Tätern und ist so rücksichtslos, dass man sich einfach nur angewidert abwenden kann. Er wütet, ätzt und schießt jedoch so ungehemmt gegen jede*n der*die sich ihm in den Weg stellt, dass wegschauen, keine Lösung sein kann. Was macht macht, um so jemanden nicht groß werden zu lassen? Diese Frage stellt man sich verzweifelt beim Ansehen des Stück und überträgt sie sogleich in die Realität, in der Trump & Co. einfach immer so weiter machen (dürfen). Kopfschütteln hilft da nicht weiter. Wut, Verzweiflung, Machtlosigkeit macht sich bemerkbar. Es kann doch nicht sein, dass so einer bestimmt, wie und wo es langgeht. Peng ist auch ein Stück, das zur Auseinanderetzung mit der eigenen Haltung zum derzeitigen Weltgeschehen anregt. Der Griff zur Waffe ist keine Lösung. Im Stück dargestellt durch Eva Meckbach als Ärztin, die die Männer pauschal für die Greueltaten verantwortlich macht. Das wird hier übersitzt, aber ein Fünckchen Wahrheit ist doch dabei... Peng ist brutal, extrem unangenehm und stellenweise überzogen, aber in der Übertreibung liegt wie immer die Veranschaulichung.

Damir Avdic und Sebastian Schwarz (Foto: Arno Declair)

Es wird vornehmlich vor einem Green Screen gespielt, damit die erfundene Realität künstlich auf die Leinwand projiziert werden kann. Wir wissen ja auch nicht, was echt ist und was inszeniert - im Theater, in der Politik und im Weltgeschehen. Alles ist nur ein Spiel mit unserer Wahrnehmnung und Voruteilen, oder?

Regie: Marius von Mayenburg   
Bühne und Kostüme: Nina Wetzel  
Video: Sébastien Dupouey   
Dramaturgie: Maja Zade   

Mit: Damir Avdic, Robert Beyer, Marie Burchard, Eva Meckbach, Sebastian Schwarz, Lukas Turtur

Essay zum Stück in Pearson's Preview: Theater sollte uns nicht in Sicherheit wiegen 


09.06.17 Gift von Lot Vekemans (Deutsches Theater)

Ein Paar (Dagmar Manzel und Ulrich Matthes), schon länger getrennt, trifft sich im Warteraum eines Friedhofs. Der verstorbene Sohn soll umgebetet werden. Stochern in der Vergangenheit, alte Wunden, Vorwürfe, Trauer, Wut, Unverständnis, Härte, aber auch Zärtlichkeit und Annäherung bestimmen das Treffen während des knapp anderthalbstündigen Stückes. So "echt" gespielt und oft am Rande des Erträglichen liebt und hasst man abwechselnd die beiden Figuren auf der Bühne wie sie es selbst tun. Echte Tränen? Das Leid und das Leiden - man möchte wegsehen und weghören und muss doch immer weiter verfolgen, was die beiden sich da oben gegenseitig antun. Die Beziehung ist vergiftet und das Gift lässt sich nicht mehr entfernen. Weitergehen kann es nur ohneeinander.

Dagmar Manzel wurde 2014 für ihre Rolle "Sie" mit dem Deutschen Theaterpreis 'Der Faust' ausgezeichnet.

Regie: Christian Schwochow
Bühne: Anne Ehrlich
Kostüme: Pauline Hüners
Dramaturgie: John von Düffel

Gift von Lot Vekemans ist auch als eBook erschienen. Über die Website www.textbuehne.eu können Sie das Theaterstück in diversen Online-Shops bestellen.


10.06.17 Authentizität! Lesung und Gespräch (Schaubühne)

Von "Exzentrikern, Spielverderbern und Dealern" - so der Untertitel des neuen Buches von Wolfgang Engler, Rektor der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Im Gespräch mit Thomas Ostermeier wird hinterfragt, wie erstrebenswert es heute ist, authentisch zu sein. Authentizität - ein Begriff der auch häufig missverstanden und mit "natürlich" verwechselt wird. Verstellung im Alltag und auf der Bühne muss nicht zwangsläufig falsch und der gesellschaftliche Rahmen kann für das Streben nach Authentizität förderlich oder hinderlich sein.



Erschienen im Verlag Theater der Zeit.


14.06.17 Autorentheatertage: Point of no return von Yael Ronen (Deutsches Theater)

Zur Eröffnungn der Autorentheatertage wurde Yael Ronens "Point of no Return" gezeigt. Der Amoklauf in München im Sommer 2016, ein vermeintlicher Terroranschlag, wurde von den Schauspieler*innen, die Yael Ronen auftreten lässt, ganz unterschiedlich wahrgenommen. Wo warst du, was hast du gemacht als es passierte? Das ist wichtig und dass es nicht Berlin als erstes traf. "Je suis Munich." Eigentlich wollteYael Ronen in ihrem neuen Stück das Thema Sex in Zeiten von Dating-Apps thematisieren, doch während der Proben geschah der Amoklauf und "Point of no return" wurde ganz anders für allen Beteiligten. Die Angst vor dem Terror überlagerte plötzlich alles, der Point of no return wird zu einem anderen Bewusstsein.

Inszenierung: Yael Ronen Bühne: Wolfgang Menardi
Kostüme: Amit Epstein

Mit Niels Bormann, Dejan Bućin, Jelena Kuljić, Wiebke Puls, Damian Rebgetz.


16.06.17 PREMIERE Auszeit (Schaubühne)
Ein Projekt der Polyrealist_innen

Wer will ich sein und wie sollte mein Leben aussehen? Im neuem Projekt der Polyrealist_innen beschäftigen sich 15 Spieler`*innen mit der Frage, was sie sein und wie sei leben wollen. Die Wünsche und Sehnsüchte sind dabei sehr unterschiedlich. Die Mitglieder der Theatergruppe zwischen 21 und 73 stellen sich dabei nicht ganz einfachen Fragen: "Magst du deine Mutter oder deinen Vater lieber?" oder "Würdest du lieber ertrinken oder verbrennen wollen?" Das regt auch die Zuschauer*innen zum Nachdenken an und wirkt nach.

Die Polyrealist_innen (Foto: Gianmarco Bresadola)

Leitung: Philipp Rost
Künstlerische Mitarbeit: Sidney Kaufmann   
Bühne: Philipp Richter
Kostüme: Christin Noel
Musik: Lukas Zepf
Dramaturgie: Theresa Schlesinger   

Mit: Robert Akstinat, Susan Amsler-Parsia-Parsi, Josefine Bomba, Jan-Robert Frank, Angelika Kadke, Solveig Kranzmann, Eva Levintova, Claudia Müller-Hoff, Julia Paulisch, Ulrich Pöll, Eva Reuss-Richter, Heike Schalk, André Schneider, Veronika Schulze, Sarah Strebelow


17.06.17 Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter von Christoph Marthaler (Volksbühne)

Mein allerletzte Vorstellung an der Volksbühne. Mal abgesehenvon der in den in den letzten Wochen immerwährenden Abschiedsschmerz-Euphorie und 30 Minuten Applaus und Standing Ovations, war dieses Stück nicht so ganz mein Ding. Auf der Bühne stehen fast alle Schauspieler*innen der legänderen Murx-Inszeneriung vor über 20 Jahren. Wahrscheinlich macht das den Zauber des Stückes aus, das sogar zum Theatertreffen eingeladen wurde. Sie zitieren sich selbst - das kann man natürlich nur dann unterhaltsam finden, wenn man "Murx" gesehen hat. Bekannte Gefühle eben!

Regie: Christoph Marthaler
Bühne & Kostüme: Anna Viebrock

Mit: Hildegard Alex, Tora Augestad, Marc Bodnar, Magne Håvard Brekke, Raphael Clamer, Bendix Dethleffsen, Altea Garrido, Olivia Grigolli, Irm Hermann, Ueli Jäggi, Jürg Kienberger, Sophie Rois, Ulrich Voß.


23.06.17 Autorentheatertage: Kartonage von Yade Yasemin Önder (Deutsches Theater)

Im Rahmen der Autorentheatertage fand die Lange Nacht der Dramatikerinnen statt. Ja, es waren drei Frauen, deren Stücke aus 125 Einsendungen ausgewählt wurden und die Jury (die Journalistin Anke Dürr, die Schauspielerin Annette Paulmann, der Regisseur Jan-Ole Gerster) hatte diese drei ausgewählt, ohne zu wissen, dass es sich um rein weibliche Autorinnen handelte.

Ich sah Kartonage von Yade Yasemin Önder. - Die Eltern sitzen fest in ihren vier Wänden und kochen Marillen ein, bittersüß, selbtgewählte Gefangenschaft im Karton. Die Tochter Rosalie kommt zu Besuch, nach 16 Jahren und erlebt diese Hölle, der sie einst entfloh erneut. Die Vorwürfe der Eltern sind alles, was sie empfängt. Wie wieder rauskommen aus dem Karton, aus dem zähen Familien-Kleinmut? Die Knie werden blutig geschlagen, die Marmelade verklebt alles, kein Verständnis für ein anderes Leben. Die andere Welt bleibt draußen.

Bernd Birkhan als Herr Werner, Petra Morzé als Frau Werner, Irina Sulaver als Rosalie (Foto: Reinhard Werner)

Regie: Franz-Xaver Mayr
Bühne: Michela Flück
Kostüme: Korbinian Schmidt
Video: Sophie Lux
Musik: Levent Pinarci

Frau Werner: Petra Morzé
Herr Werner: Bernd Birkhahn
Rosalie: Irina Sulaver
Ella: Marta Kizyma

Uraufführung am 23. Juni 2017
Koproduktion mit dem Burgtheater Wien



JULI
01.07.17 Abschiedsfeier der Castorf-Volksbühne

Die große Sause nach der letzten Vorstellung an der Volksbühne fand zwar bei strömendem Regen statt, doch haben sich hunderte von Fans auf dem Rosa-Luxemburg-Platz versammelt. Ein Riesenfest mit Musik (die Bands von Alexander Scheer und Daniel Zillmann spielen), eine Mischung aus Euphorie und Wehmut. Das Rad auf der Wiese vor der Volksbühne ist schon weg und auf dem Weg nach Avignon. Und irgendwann ist dann auch die Feier zu Ende. Als Höhepunkt singen Martin Wuttke, Milan Peschel und Frank Catorf begleitet von Shermin Langhoff, Klaus Lederer und vielen ehemaligen Schauspieler*innen der legendären Volksbühne "Für immer und dich" von Rio Reiser. Ein Trost: Viele werden an der Schaubühne und anderen Häusern zu sehen sein - auch wenn das natürlich nicht das gleiche ist.

Party im Regen - (Auf)Wiedersehen mit Volksbühnenlieblingen (Foto: Maren Vergiels)


08.07.17 PREMIERE Returning to Reims von Thomas Ostermeier nach dem Roman von Didier Eribon (MIF  / HOME / Schaubühne)

Lest hier meinen Bericht über die Premiere in Manchster!


15.07.17 re-visited Love hurts in Tinder Timesvon Patrick Wengenroth (Schaubühne)

Ein Besuch der letzten Vorstellung vor der Sommerpause in der Schaubühne ist obligatorisch. Mark Waschke küsst und flirtet wieder mit dem Publikum. Lise Risom Olsen und Andreas Schröders absolvieren ihren letzten Auftritt als Ensemblemitglieder - ein paar Tränen und Blumen für den Abschied sowie Begeisterung für diese tollen Schauspieler*innen.

Lise Risom Olsen und Mark Waschke (Foto: Gianmarco Bresadola)

 Theaterferien! Aber ich freue mich schon auf den Beginn der Spielzeit 2017/18 im September.



10. August 2016

Rückblick Mai bis Juli 2016: Die Macht von Texten, Musik und Bewegung

Auf der Zielgeraden zum Spielzeit-Ende gab es für mich Neu-Erlebtes, Wieder-Erlebtes und viele Erfahrungen hinter den Kulissen.


MAI

05.05.16 PREMIERE Wallenstein von Friedrich Schiller (Schaubühne)
Drei Stunden ohne Pause. Aber die gingen erstaunlich schnell vorbei. Nebel, Nebel, Nebel und eine große überwiegend dunkle Bühne – das Stück ist ja auch düster. Die typische Thalheimer-Ästhetik. Wallenstein (Ingo Hülsmann) sitzt und sitzt. Und sitzt alles aus. Eigentlich hätte ich mir gewünscht, dass er gar nicht aufsteht. Tut er aber im letzten Drittel doch. Dahinter stehend der/die Astrolog/in gespielt von Lise Risom Olsen als Einflüsterer/in – das Geschlecht bewusst im Unklaren gelassen. Ich muss diese Inszenierung unbedingt noch mal sehen. Auch um noch mehr zu verstehen.


Ingo Hülsmann, Urs Jucker, Lise Risom Olsen in "Wallenstein" (Foto: Katrin Ribbe)

Regie: Michael Thalheimer  
Bühne: Olaf Altmann  
Kostüme: Nehle Balkhausen  
Musik: Bert Wrede  

Wallenstein: Ingo Hülsmann  
Octavio Piccolomini: Peter Moltzen  
Max Piccolomini: Laurenz Laufenberg  
Graf Terzky: Felix Römer  
Illo: Andreas Schröders  
Buttler: Urs Jucker  
Isolani, Gefreiter: David Ruland  
Questenberg, Wrangel: Ulrich Hoppe  
Seni: Lise Risom Olsen  
Herzogin von Friedland: Marie Burchard / Cathlen Gawlich  
Thekla: Alina Stiegler  
Gräfin Terzky: Regine Zimmermann  

Dauer: ca. 180 Minuten

Weitere Infos und Trailer.


13.05.16 re-visited Ungeduld des Herzens von Simon McBurney nach dem Roman von Stefan Zweig (Schaubühne)

Christoph Gawenda (Foto: Gianmarco Bresadola)

Grandioses Schauspieler/innen-Theater! Mittlerweile spielen sie ohne Teleprompter und schaffen dieses Text-Monster richtig gut.


20.05.16 Lesung „Skizzen für einen Spielfilm“ von Isa Genzken (Haus der Berliner Festspiele / Theatertreffen)
Drei Schauspieler/innen (Jule Böwe, Karin Pfammatter, Felix Römer)  lesen aus  den 1993 veröffentlichen Texten, in denen die Künstlerin Isa Genzken Momentaufnahmen aus ihrem Leben skizziert. Einfühlsam und profan reihen sich die Erinnerungen aneinander, beginnend mit ihrer Geburt in Bad Oldesloe und endend mit einer Ausstellungseröffnung in Bremen.


22.05.16 Streitraum: Wann ist ein „Nein“ ein „Nein“ (Schaubühne)
Das Sexualstrafrecht vor und nach Köln. - Carolin Emcke diskutierte mit Christina Clemm (Rechtsanwältin), Hilal Sezgin (Journalistin) und Jürgen Thiele (Leiter des Dezernates für Sexualdelikte im Landeskriminalamt Berlin).
Muss sich eine Frau gegen einen Übergriff wehren oder reicht auch, dass sie eindeutig und explizit mit einem »Nein« ihre Ablehnung bekundet? Besonders hängen blieb dieses Bild von Carolin Emcke: Sie müsse sich doch auch nicht an ihren Fernseher klammern, um klarzumachen, dass sie einen Diebstahl ablehne. Bei dem eigenen Körper - etwas Persönlicheres gibt es kaum - wirde aber darüber diskutiert, ob ein "Nein" reichen kann.

Carolin Emcke erhält übrigens in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels; sie leiste mit ihren Büchern, Artikeln und Reden einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und zum Frieden, heißt es in der Begründung des Vereins.

Weitere Infos und Videos vergangener Streiträume hier.
 

22.05.16 re-re-re-re-visited TRUST von Falk Richter (Schaubühne)
Ich glaube, ich habe dieses Stück nun schon fünf mal gesehen. Und, achja, es bleibt einfach eines meiner Lieblingsstücke! „Pack deine Sachen und bleib!“

Nina Wollny (Foto: Heiko Schäfer)


25.05.16 Common Ground von Yael Ronen (Maxim Gorki Theater)
Über diese Inszenierung habe ich einen Artikel verfasst: "Ein Land, das es nicht mehr gibt".


28.5.2016 PREMIERE MACHT was ihr wollt - Ein Projekt der Polyrealisten (Schaubühne)

Elf Spielerinnen und Spieler treten gegeneinander an. Was tun sie, um mächtig zu werden? Jede/r erzählt ihre/seine Geschichte, um Punkte zu sammeln. Dazwischen gibt es weitere Aufgaben. Wie gehen Menschen in eine solchen Wettkampfsituation? Und sind Sie sie bereit ihre Prinzipien zu verraten. Nehmen Sie Rücksicht auf die Bedürfnisse und Nöte der Mitspieler/innen?
Ein Jahr lang haben sich die Polyrealisten, eine Gruppe von Menschen zwischen 27 und 67 Jahren, mit dem Thema »Macht« auseinandergesetzt und treten nun mit den Ergebnissen das erste Mal auf das Spielfeld.

Ikko Masuda von den Polyrealisten (Foto: Gianmarco Bresadola)

Leitung: Wiebke Nonne
Künstlerische Mitarbeit: Nele Rennert, Katharina Berger
Bühne: Emilie Cognard  
Kostüme: Arianna Fantin  

Mit: Robert Akstinat, Chantal Chelli-Zenner, Christian Haffmann, Hannes Hannemann, Anke Liermann, Ikko Masuda, Stefan Matzke, Claudio Melis, Sarah Müller, Eva Reuß-Richter, Heike Schalk

Weitere Infos auf der Seite der Schaubühne.


JUNI
  
01.06.16 Tschick nach dem Roman von Wolfgang Herndorf (Deutsches Theater)
Laut der Werkstatistik des Deutschen Bühnenvereins lag Tschick auf Platz 1 der meistgespielten Texte auf den deutsprachigen Bühnen in der Spielzeit 2014/215. Der Road-Roman für Jugendliche wurde mittlerweile auch von Fatih Akin verfilmt. Am DT läuft das Stück seit 2011 mit großem Erfolg. Das Tolle an der Inszenierung: Die Rollen von Maik und Tschick werden wechselnd von den beiden Schauspielern gespielt und der Wechsel ist jedesmal überzeugend. Ich kann nur sagen: Auf in die Wallachei. Mit dem Lada!

Regie: Alexander Riemenschneider
Bühne und Kostüme: Rimma Starodubzeva
Musik: Arne Jansen
Mit Wiebke Mollenhauer, Sven Fricke, Thorsten Hierse, Arne Jansen

Weitere Infos zum Stück und Programmheft zum Download auf der Seite des DT.


11.06.16 Lesung For the Disconnected Child von Falk Richter (Schaubühne)
Leider ist diese Inszenierung, die 2013/2014 in Kooperation mit der Staatsoper an der Schaubühne lief, nicht mehr zu sehen. Umso schöner, dass der Autor und Regisseur zusammen mit seinen Schauspieler/innen Ursina Lardi und Tilmann Strauß das Stück noch einmal mit Texten und Musik aufleben ließ. Zugleich durften wir dem Gesang von Helgi Jónsson, der neben anderen die Musik dafür komponierte, lauschen. Falk Richter las außerdem einige Texte aus "Small Town Boy" (Maxim Gorki Theater), "Never Forever" (Schaubühne) und "Zwei Uhr Nachts" (Schauspiel Frankfurt). Seine Texte gibt es übrigens auch in Buchform, zu erwerben u.a. in der Theaterbuchhandlung Einar & Bert.


19.06.16 Keiner findet sich schön von René Pollesch (Volksbühne)
Hier habe ich über diese Inszenierung geschrieben: "Iggy Pop oder Robocop".


23.06.16 Freunde der Schaubühne // Freunde hinter den Kulissen: Führung durch die Kostümbildnerei (Schaubühne)
Mein Bericht im Archiv der Freunde der Schaubühne e.V. hier.


25.06.16 re-visited FEAR von Falk Richter (Schaubühne)
Ich habe das Stück nach den rechtlichen Streitigkeiten und der umfangreichen Breichterstattung noch mal mit anderen Augen gesehen. Unter dem unmittelbaren Eindruck des Brexit erscheint auch der Europa-Monolog von Lise Risom Olsen neu.


27.06.16. Freunde der Schaubühne // Freunde treffen Künstler: Ein Abend mit Peter Moltzen, Andreas Schröders und Ingo Hülsmann über Michael Thalheimers „Wallenstein“ (Schaubühne)

Wir sprachen mit Wallenstein, Octavio Piccolomini und Illo oder vielmehr den Schauspielern Ingo Hülsmann, Peter Moltzen und Andreas Schröders über Michael Thalheimers Wallenstein-Inszenierung. Was gibt es Neues aus Politik, Kultur und Sport? Mit dieser Frage beschäftigen sich nicht etwa die Figuren in Schillers Stück. Sie wurde zu Beginn der Proben gestellt. Im Rahmen unseres Abends mit den drei Schauspielern ging es dann natürlich auch um Astrologie und die Frage, warum Wallenstein seine Sache im wahrsten Sinne des Wortes aussitzt.

Alle drei Schauspieler haben bereits mit Michael Thalheimer gearbeitet, der nach "Die Macht der Finsternis" von Leo Tolstoi (2011), "Tartuffe" von Molière (2013) und "Nachtasyl" von Maxim Gorki (2015) mit "Wallenstein" von Friedrich Schiller (Premiere: 5. Mai 2016) nun bereits zum vierten mal an der Schaubühne inszeniert hat. In der kommenden Spielzeit wird Thalheimer sich ein weiteres mal mit Molière beschäftigen und im Januar 2017 "Der eingebildete Kranke" auf die Bühne bringen.


29.06.16 der die mann nach Texten von Konrad Bayer (Volksbühne)
Die Texte des österreichischen Literaten Konrad Bayer humorvoll und bunt von Herbert Fritsch auf die Bühne gebracht. Bayers Wortschöpfungen werden von den Schauspieler/innen zelebriert und man glaubt seinen Augen und Ohren nicht. Wer sowas kann ist ein/e große/r Künstler/in. Rhythmus. Dada. Performance. Gesang. Man verlässt das Theater und hat - kaum zu glauben - ein paar Ohrwürmer, die einen den Rest des Abends begleiten: "Aber Karl gibt nicht auf..."

Kein Wunder, dass Herbert Fritsch mit dieser Inszenierung erneut zum Berliner Theaterterffen eingeladen wurde.

Regie & Bühne: Herbert Fritsch
Kostüme: Victoria Behr
Musikalische Leitung: Ingo Günther

Mit: Florian Anderer, Jan Bluthardt, Werner Eng, Annika Meier, Ruth Rosenfeld, Axel Wandtke und Hubert Wild & dasderdiemannorchester mit Ingo Günther, Michael Rowalska, Taiko Saito und Fabrizio Tentoni


30.6.16 ungefähr gleich von Jonas Hassen Khemiri (Schaubühne)
Als ich den Titel des Stückes das erste mal las - ohne zu wissen, worum es geht - dachte ich, es ginge vielleicht auch hier wieder um Feminismus (ein Thema, das an der Schaubühne in den letzten Monaten sehr präsent war). Auch in "thisisitgirl" und "istgleich" (man achte auf die Ähnlichkeit des Titels!) ging es darum. Doch das Stück handelt von Geld, den Wert von Kunst und Theater und die Suche nach Glück in einer durchökonomisierten Welt. Folgende Assoziation kommt mir in den Sinn: Ein Bekannter sagte kürzlich zu mir, dass Schaubühnen-Tickets mittlerweile wie Goldstaub seien. Das passt zum Bild des im Stück verwendeten goldenen Konfettis, mit dem die Regisseurin Mina Salehpour den Zauber, aber auch die Vergänglichkeit der Kunst am Theater ausdrücken wollte. Greifbar und doch nicht greifbar.

Regie: Mina Salehpour   
Bühne: Andrea Wagner   
Kostüme: Maria Anderski   
Dramaturgie: Bettina Ehrlich   
Mit: Bernardo Arias Porras, Iris Becher, Renato Schuch, Alina Stiegler

Essay zum Stück in Pearson's Preview: Sekt oder Champagner? Ungefähr gleich – Mina Salehpour nimmt Komödien ernst


 JULI
  
01.07.16 Five easy pieces von Milo Rau (Sophiensäle)
Einen ausführlichen Artikel habe ich hier verfasst: "Das Grauen spielen".
Weitere Infos zum Stück auf der Seite des IPM. In 2016/2017 u.a. noch in Frankfurt, Basel, Lausanne, Zürich, Amsterdam, Paris, Manchester/Brighton, Barcelona und Rotterdam zu sehen. Hingehen - es lohnt sich!


08.07.16 My Fair Lady (Komische Oper)
Mein letzter Musical-Besuch liegt schon ein paar Jahre zurück. Was mir an der Inszenierung dieses Klassikers an der Komischen Oper besonders gefiel: Das reduzierte Bühnenbild (Grammophone in verschiedenen Größen) und die bekannten Lieder. Im anschließenden Publikumsgespräch entpuppten sich die beiden Hauptdarsteller/innen Musical-Star Katharine Mehrling (Eliza Doolitle) und Schauspieler Max Hopp (Henry Higgins) als äußerst sympathisch. Was ich sonst noch lernte: Das Musical wird fälschlicherweise meistens als Komödie gesehen, dabei ist der Ausgang der Pygmalion-Geschichte von George Bernard Shaw eher traurig.

Musikalische Leitung: Kristiina Poska, Peter Christian Feigel
Inszenierung: Andreas Homoki
Choreographie: Arturo Gama
Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann
Kostüme: Mechthild Seipel

Professor Henry Higgins: Max Hopp
Eliza Doolittle: Katharine Mehrling, Mirka Wagner
Alfred P. Doolittle: Jens Larsen, Carsten Sabrowski
Oberst Pickering: Christoph Späth, Tom Erik Lie
Mrs. Higgins: Susanne Häusler
Mrs. Pearce: Christiane Oertel
Freddy Eynsford-Hill: Johannes Dunz, Adrian Strooper
Professor Zoltan Karpaty: Zoltan Fekete, Mate Gyenei
Chorsolisten der Komischen Oper Berlin


11.07.16 Eisler on the Beach (Deutsches Theater)
Wie in Shakespeares Dramen geht es zu in der Familie Eisler soll Charlie Chaplin gesagt haben. Die Geschichte um Hanny Eisler und seine beiden Geschwister Gerhart und Ruth, die als Zeugin der Anklage vor dem "Ausschuss für unamerikanische Umtriebe" aussagt. Zusammen mit der Bolschewistischen Kurkapelle Schwarz-Rot erzählen Tom Kühnel und Jürgen Kuttner die Geschichte der Linken im 20. Jahrhundert als Familiengeschichte. Das Problem der Inszenierung: Es wird nicht klar, warum die beiden Regisseure die Geschichte erzählen. Außerdem wird man das Gefühl nicht los, dass auch die Schauspieler nicht richtig bei der Sache sind. Enttäuschend!

Regie: Tom Kühnel, Jürgen Kuttner
Bühne: Jo Schramm
Kostüme: Daniela Selig
Musik: Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot
Mit Maren Eggert, Daniel Hoevels, Jürgen Kuttner, Ole Lagerpusch, Jörg Pose, Thomas Neumann, Simone von Zglinicki


15.07.16 The blind poet von Jan Lauwers & Needcompany (Foreign Affairs Festival // Berliner Festspiele)
Portraits der sieben Performer/innen dargestellt in Bewegung und Text. Beleuchtet und gegenüber gestellt werden dabei die persönlichen Biographien und die verschiedenen Nationalitäten - alleine, im Chor, als Songs, als Tänze.  Sie entwickeln auf der Bühne verschiedene Identitäten im gegenwärtigen multikulturellen Europa - mal traurig, mal lustig.

Grace Ellen Barkey mit Clowns-Nase und Clowns-Schuhen (Foto: Maarten Vanden Abeele)

Das belgische Künstlerkollektiv Needcompany wurde 1986 von dem Theatermacher und Künstler Jan Lauwers und der Choreographin Grace Ellen Barkey gegründet.

Text, Regie & Bühne: Jan Lauwers
Musik: Maarten Seghers
Kostüme: Lot Lemm, Bachir bin Ahmed bin Rhaïem El Toukabri

Mit Grace Ellen Barkey, Jules Beckman, Anna Sophia Bonnema, Hans Petter Melø Dahl, Benoît Gob, Maarten Seghers, Mohamed Toukabri, Elke Janssens, Jan Lauwers

Weitere Infos & Trailer auf der Seite der Berliner Festspiele.


16.6.16 Freunde der Schaubühne // Freunde hinter der Kulissen: Theaterführung mit Jürgen Schitthelm & Spielzeitende (Schaubühne)
Jürgen Schitthelm, der 1962 die Schaubühne gründete, ist das, was man eine lebende Theater-Legende nennt. Nicht jede/r kommt in den Genuss, seinen Ausführungen aus über 50 Jahren Schaubühnen-Geschichte zu lauschen. Ein Bericht folgt in Kürze und wird dann im Archiv der Freunde der Schaubühne e.V. veröffentlicht. Der ideale Ausklang der Spielzeit 2015/2016!


"Spaceship Schaubühne": Die Unterbühne (Foto: Maren Vergiels)

Bilder aus über 50 Jahren Schaubühne (Foto: Maren Vergiels)

14. Juli 2015

Rückblick Juni: Viel Dreck und viel Nebel

06.06.15 - PREMIERE Nachtasyl (Maxim Gorki // Regie: Michael Thalheimer // Schaubühne)
Diese Inszenierung ist eine Riesenanstrengung für die Schauspieler. In Gorkis Stück geht es um Menschen die "Ganz unten" (alternativer Titel des Stückes) gelandet sind. Folglich sieht auch das Bühnenbild von Olaf Altmann aus wie eine Kanalisation. Hier ist kein Auftritt oder Abgehen möglich. Die 13 Schauspieler rutschen von oben auf die Bühne und müssen sich wieder nach oben ziehen, wenn sie die Szene verlassen. Der Dreck, der immer mehr wird, tut sein übriges. Diese letzte Inszenierung der Spielzeit ist gleichzeitig auch die erste für die neuen Ensemble-Mitglieder Peter Moltzen, Lise Risom Olsen und Alina Stiegler.

10.06.15 - Iwanow (Anton Tschechow // Regie: Dimiter Gotscheff // Volksbühne)
Diese Dernière war sehr besonders und bewegend. Vor allem als die Schauspieler während des Schlussapplauses Grüße gen Himmel schickten, um somit noch einmal dem verstorbenen Dimiter Gotschef ihre Dankbarkeit zu zeigen. Herausragend: Milan Peschel. Und wie immer das Duo Samuel Finzi und Wolfram Koch. Das Bühnenbild von Katrin Brack besteht aus einer leeren Bühne, alle "Räume" werden durch den aus dem Boden kommenden Nebel geschaffen - die Bühnenbildnerin bekam dafür den FAUST-Theaterpreis 2006 in der Kategorie Ausstattung. Die Inszenierung wurde 2006 zum Theatertreffen eingeladen.

20.06.15 - We are golden (Eva Meckbach // Schaubühne)
Zum Dritten! Leider ist diese auch die letzte Ausgabe von Eva Meckbachs Liederabend. Diesmal war ich mit vier Freund/innen da, die noch nie zuvor in der Schaubühne waren, aber nach diesem Abend ganz sicher noch öfter hier her kommen wollen. Eva Meckbach kündigt an bzw. wünscht sich in der kommenden Spielzeit weitere Liederabende zu machen, mit einem neuen Programm. Das hoffen wir sehr, denn in finde, jeder muss sie einmal im Leben gehört haben.

27.06.2015 - Happy Endings (Ein Startup-Projekt der Polyrealisten // Schaubühne)
Die letzte Premiere der Spielzeit kommt von den Polyrealisten und sie fragen: Welchen Herzenswunsch wollten Sie sich schon immer einmal erfüllen? Finden Sie Zeit, sich Ihren Träumen zu widmen? Wie oft haben Sie schon aufgegeben oder haben gar nicht erst angefangen? In ihrem Stück über Aufstieg, Scheitern und Doch-Nicht-Ganz-Scheitern geht es auch darum, ob man seine eigenen Träume begraben muss, wenn einfach das Geld fehlt, um eine Idee umsetzen zu können. Und darum, dass es vielleicht doch einen Weg gibt, auch wenn die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen.