31. März 2011

Theatertreffen 2011 (tt11): Die Auswahl


Im Mai werden beim tt11 in Berlin die zehn bemerkenswertesten deutschsprachigen Inszenierungen der vergangenen Saison präsentiert:

Die Beteiligten von Kathrin Röggla
Regie: Stefan Bachmann (Burgtheater, Wien)

Der Biberpelz von Gerhart Hauptmann
Regie: Herbert Fritsch (Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin)

Don Carlos von Friedrich Schiller
Regie: Roger Vontobel (Staatsschauspiel Dresden)

Der Kirschgarten von Anton Tschechow
Regie: Karin Henkel (Schauspiel Köln)

Nora oder Ein Puppenhaus von Henrik Ibsen
Regie: Herbert Fritsch (Theater Oberhausen)

Testament von She She Pop
Hebbel am Ufer, Berlin / Kampnagel, Hamburg / FFT, Düsseldorf

Tod eines Handlungsreisenden von Arthur Miller
Regie: Stefan Pucher (Schauspielhaus Zürich)

Verrücktes Blut von Nurkan Erpulat und Jens Hillje
Regie: Nurkan Erpulat (Ballhaus Naunynstraße, Berlin / Ruhrtriennale)

Via Intolleranza II von Christoph Schlingensief
Eine Produktion der Festspielhaus Afrika gGmbH in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg, dem Kunstenfestivaldesarts Brüssel und der Bayerischen Staatsoper München. In Kooperation mit dem Burgtheater Wien, Impulstanz und den Wiener Festwochen.

Das Werk / Im Bus / Ein Sturz von Elfriede Jelinek
Regie: Karin Beier (Schauspiel Köln)

Weitere Infos auf der Seite der Berliner Festspiele.

Bild: © Berliner Festspiele

23. März 2011

Vor und hinter der vierten Wand: "Schmeiß dein Ego weg" (Volksbühne)

Ein Chor, keine stringente Handlung, hinter der Bühne wird gefilmt und Martin Wuttke in der Hauptrolle. Welcome to Pollesch! In "Schmeiss dein Ego weg!" an der Volksbühne mit Margit Carstensen und Christine Groß (die man ebenfalls aus René Polleschs Stücken kennt) geht es um die Frage, was die Seele ist. Kann sie getrennt vom Körper gesehen werden? Oder ist sie Teil des Äußerlichen? ("Reden Sie doch nicht immer von inneren Werte! Sehen Sie sich einen Geldschein an! Da sieht jeder nur den inneren Wert und nicht, was an ihm äußerlich ist, das Material, das Papier, auf das es gedruckt ist.") Und es geht um die vierte Wand auf der Theaterbühne, hinter der ein weiterer Raum offen gelegt, in dem gespielt und gefilmt wird. Eigentlich könnte das Spiel hinter und das auf der Bühne auch umgedreht werden, da es sich bei dem Raum um ein vollständig eingerichtetes Wohnzimmer handelt. Wuttke hebt sich gegen die beiden um Contenace bemühten weiblichen Figuren durch sein energisches Spiel ab. Er veraussgabt sich - so kennen wir ihn -, verzweifelt und bäumt sich auf, um zu erklären, was für ihn von Bedeutung ist und was für ihn Liebe ist. "Schmeiß dein Ego weg!" ist ein einstündiges Suchen und Nicht-Finden voller Humor und mit tollen Schauspieler/innen.

5. März 2011

"Noli me tangere" mit einer Prise Shakespeare (F.I.N.D. / Schaubühne)

"Noli me tangere" (Rühr mich nicht an) sagt Jesus Christus zu Maria Magdalena nach seiner Auferstehung im Evangelium des Johannes. Im gleichnamigen Stück von Jean-François Sivadier wird die Geschichte vom Tod Johannes des Täufers neu erzählt. Die Inszenierung des Théâtre National de Bretagne, Rennes/Frankreich ist zur Zeit im Rahmen des F.I.N.D. (Festival of International New Drama) an der Schaubühne zu Gast.

Ein knapp dreistündiges Stück (ohne Pause) in französischer Sprache mit deutschen Obertiteln ist keine leichte Kost - vor allem bei der Fülle der Motive und Anleihen aus Geschichte und Literatur. An vielen Stellen lässt Shakespeare grüßen. Etwa als eine Laiendarstellertruppe ein Stück einstudiert und Schauspieler Jean sich als "Nachfahre" von Nick Bottom entpuppt. Außerdem findet sich eine gute Prise Hamlet in dem Stück. Dies entgeht auch dem Engel nicht ("Ist das nicht die Geschichte über den Prinzen von Dänemark?"), der bei seinen Auftritten auf eine gute Performance setzt, Glitzer vertreut und als eine Art Moderator das Publikum mit viel Witz immer wieder ab und auf den Boden bzw. zurück in die Realität des Theatersaals holt ("In welchem Land bin ich hier?" - "Deutschland." - "Hab ich noch nie von gehört.") Überhaupt wird die Handlung immer wieder vom Spiel im Spiel und Zwischenspiel durchbrochen. Zudem spielen fast alle Schauspieler mehrere Rollen, so dass die verschiedenen Ebenen des Stückes sich immer wieder aufeinander beziehen.

Im Laufe des Abends durchlebt der Zuschauer gemeinsam mit den Figuren des Stückes die gesamte Riege der Emotionen: Das Stück wechselt temporeich zwischen Spaß, Wut, Entsetzen, Spannung...