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14. Juli 2015

Rückblick Juni: Viel Dreck und viel Nebel

06.06.15 - PREMIERE Nachtasyl (Maxim Gorki // Regie: Michael Thalheimer // Schaubühne)
Diese Inszenierung ist eine Riesenanstrengung für die Schauspieler. In Gorkis Stück geht es um Menschen die "Ganz unten" (alternativer Titel des Stückes) gelandet sind. Folglich sieht auch das Bühnenbild von Olaf Altmann aus wie eine Kanalisation. Hier ist kein Auftritt oder Abgehen möglich. Die 13 Schauspieler rutschen von oben auf die Bühne und müssen sich wieder nach oben ziehen, wenn sie die Szene verlassen. Der Dreck, der immer mehr wird, tut sein übriges. Diese letzte Inszenierung der Spielzeit ist gleichzeitig auch die erste für die neuen Ensemble-Mitglieder Peter Moltzen, Lise Risom Olsen und Alina Stiegler.

10.06.15 - Iwanow (Anton Tschechow // Regie: Dimiter Gotscheff // Volksbühne)
Diese Dernière war sehr besonders und bewegend. Vor allem als die Schauspieler während des Schlussapplauses Grüße gen Himmel schickten, um somit noch einmal dem verstorbenen Dimiter Gotschef ihre Dankbarkeit zu zeigen. Herausragend: Milan Peschel. Und wie immer das Duo Samuel Finzi und Wolfram Koch. Das Bühnenbild von Katrin Brack besteht aus einer leeren Bühne, alle "Räume" werden durch den aus dem Boden kommenden Nebel geschaffen - die Bühnenbildnerin bekam dafür den FAUST-Theaterpreis 2006 in der Kategorie Ausstattung. Die Inszenierung wurde 2006 zum Theatertreffen eingeladen.

20.06.15 - We are golden (Eva Meckbach // Schaubühne)
Zum Dritten! Leider ist diese auch die letzte Ausgabe von Eva Meckbachs Liederabend. Diesmal war ich mit vier Freund/innen da, die noch nie zuvor in der Schaubühne waren, aber nach diesem Abend ganz sicher noch öfter hier her kommen wollen. Eva Meckbach kündigt an bzw. wünscht sich in der kommenden Spielzeit weitere Liederabende zu machen, mit einem neuen Programm. Das hoffen wir sehr, denn in finde, jeder muss sie einmal im Leben gehört haben.

27.06.2015 - Happy Endings (Ein Startup-Projekt der Polyrealisten // Schaubühne)
Die letzte Premiere der Spielzeit kommt von den Polyrealisten und sie fragen: Welchen Herzenswunsch wollten Sie sich schon immer einmal erfüllen? Finden Sie Zeit, sich Ihren Träumen zu widmen? Wie oft haben Sie schon aufgegeben oder haben gar nicht erst angefangen? In ihrem Stück über Aufstieg, Scheitern und Doch-Nicht-Ganz-Scheitern geht es auch darum, ob man seine eigenen Träume begraben muss, wenn einfach das Geld fehlt, um eine Idee umsetzen zu können. Und darum, dass es vielleicht doch einen Weg gibt, auch wenn die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen.

22. Februar 2015

Spielen. Warten. Blenden. (Rückblick Januar 2015)

02.01.15 - Die Ehe der Maria Braun (nach einer Vorlage von Rainer Werner Fassbinder // Regie: Thomas Ostermeier // Schaubühne)
Die Produktion ist eine Übernahme aus den Münchner Kammerspielen und wurde mit Schauspieler/innen der Schaubühne neu besetzt. Ursina Lardi ist (nicht nur) als Maria Braun toll. 

18.01.15 - Tartuffe (Molière // Regie: Michael Thalheimer // Schaubühne)
Tartuffe zum Dritten: Wieder gut. Noch besser sogar! Die Vorfreude auf die Schlussszene mit Urs Jucker als Monsieur Loyal, die Anleihen an Louis de Funès hat, wird belohnt. Faszination des sich drehenden goldenen Bühnenbild-Kastens. Eva Meckbach als Elmire statt Regine Zimmermann ganz anders, gut -  sie ist viel sinnlicher und nicht so kantig. Obwohl Lars Eidingers Tartuffe die Figur mit der großen Anziehungskraft im Stück ist, bleibt der Blick immer wieder an Ingo Hülsmann (Orgon) hängen, der fanatisch sein Idol anbetet und dabei sogar seine Kinder verstoßen will.

31.01.15 - Warten auf Godot (Samuel Becket // Regie: Ivan Pantelev // Deutsches Theater)
Die Inszenierung wurde zum Theatertreffen 2015 eingeladen. Zu recht. Geplant war die Inszenierung mit Dimiter Gottscheff - dazu kam es nicht mehr, da der Regisseur 2013 starb. Sei Freund Ivan Pantelev übernahm mit Schauspielern der Gottscheff-Familie: Samuel Finzi und Wolfram Koch. Warten. Auf was? Und warum? Wie vertreibt man sich die Zeit, wenn man nichts anzufangen weiß. Tanzen. Spielen. Gedichte aufsagen ("Ein Hund kam in die Küche und stahl dem Koch ein Ei." Nette Anspielung auf den Spielpartner.) Das bewährte Duo Finzi und Koch - können nicht ohneeinander. Im Stück auch nicht miteinander, kommen nicht voneinanderlos, wie eingesperrt in einem Raum. Der Trichter in der Mitte des Bühnenbildes nimmt alles auf, spukt alles aus, was im Stück eingesetzt wird.

8. Mai 2011

tt11: Theaterpreis Berlin 2011 für die Gotscheff-Familie


Wo Thilo ist, will Dimiter Gotscheff wissen, nachdem er den Theaterpreis gemeinsam mit seinen Schauspieler/innen Almut Zilcher, Wolfram Koch und Samuel Finzi entgegen genommen hat. Er habe Sarrazin persönlich eingeladen, er sei wohl nicht da. Er habe ihm zeigen wollen, wie es ist, wenn "vier Gaukler mit Migrationshintergrund" in Deutschland einen Preis erhalten. Die "Gaukler" kommen aus Bulgarien (Gotscheff und Finzi), Koch wuchs in Frankreich auf und Zilcher ist ein "armes Flüchtlingskind" aus Österreich.

Auch in Samuel Finzis Dankesrede geht es um Herkunft: Er könne noch immer nicht Deutsch sprechen, aber da er ja Schauspieler sei, würde er einfach so tun, als könne er es. Er hoffe, als Schauspieler mit Migrationshintergrund nach dem Erhalt des Theaterpreises den ersten Teil dieses Wortes streichen zu können - vielleicht irgendwann mal nur noch den letzten Teil zu benötigen: Schauspieler mit Grund.

Wolfram Koch, der es wie Luther halten möchte ("Tritt fest auf, machs Maul auf, hör bald auf."), erzählt eine bezaubernde Anekdote über einen Kindertheaterbesuch mit seinem 5jährigen Sohn.

Almut Zilcher erklärt in Anlehnung an ihre Rolle aus Ritter, Dene, Voss, wie es ist, in der Gotscheff-Familie zu leben und zu spielen. Und als Zuschauer/in wird einem nach der fast 2,5stündigen Preisverleihung wieder einmal klar, auf der Bühne sehen wir doch die am liebsten, die da auch hingehören: Schauspieler.

Das beweist nicht zuletzt auch der moderierende Peter Jordan, indem er die Patzer in der Technik durch spontane Improvisationen rettet. Überhaupt können die Zuschauer/innen dank seiner Auftritte immer wieder zwischen den zahlreichen Redebeiträgen kurz durchatmen und entspannt lachen.

Noch nie ging der Theaterpreis an ein vierköpfiges Team. Die Schauspieler beflügeln den Regisseur und umgekehrt heißt es in der Jurybegründung. Und das ist der Grund, warum Gotscheff sich den Preis mit drei Mitgliedern seiner "Familie" teilen darf. Dazu passt das Foto auf dem Programm zur Preisverleihung: Koch und Finzi sitzen auf Zilchers und Gotscheffs Schoß - ein ungewöhnliches, aber wunderschönes Motiv.

Herzlichen Glückwunsch an die Preisträger/innen und danke dafür, immer noch mehr Lust aufs Theater zu bekommen!