30. April 2010

Theatertreffen 2010: Public Viewing


Die Karten-Nachfrage beim tt ist wie immer groß und die Tickets sind nicht günstig. Wer keine Karte mehr bekommen hat, kann in diesem Jahr zwei Inszenierungen beim Public Viewing im Sony Center am Potsdamer Platz sehen:




Freitag, 14. Mai 2010, 20:00 Uhr

Burgtheater, Wien
„Der goldene Drache“ von Roland Schimmelpfennig
Regie: Roland Schimmelpfennig
Fernsehregie: Hannes Rossacher
Bühne und Kostüme: Johannes Schütz

Samstag, 15. Mai 2010, 20:00 Uhr
Thalia Theater Hamburg/Schauspiel Köln,
„Die Kontrakte des Kaufmanns“ von Elfriede Jelinek
Regie: Nicolas Stemann
Fernsehregie: Harald Spieß
Bühne: Katrin Nottrodt

Foto: Die Kontrakte des Kaufmanns (c) David Baltzer

26. April 2010

Theatertreffen: TheaterBlick @ Preiskampf am 22. Mai 2010


Ein Theaterstreit für eine Auszeichnung.

Im Rahmen des Theatertreffens 2010 findet am 22. Mai der 3sat-Preiskampf statt.

Infos zur Veranstaltung:
Der Preisträger wird live vor laufenden Kameras bestimmt. Das Publikum im Haus der Berliner Festspiele und die 3sat-Zuschauer an den Bildschirmen werden Zeuge des Preiskampfs um die Auszeichnung für eine „herausragende künstlerische Leistung aus dem Kreis der zum Theatertreffen eingeladene Inszenierungen“. Die Jury muss sich innerhalb von 60 Minuten verständigen; nur wenn Einigkeit erzielt wird, gibt es den Preis. Es wird also richtig spannend!

Vier streitbare Experten mit durchaus unterschiedlicher Sicht auf das Theater nominieren jeweils ihren persönlichen Kandidaten aus den Theatertreffen-Inszenierungen. Die Mitglieder der Jury (die Autorin Juli Zeh, die Journalisten Tobi Müller und Christopher Schmidt und der Schauspieler Burkhardt Klaußner) – versprechen einen harten, aber fairen Kampf.

Im letzten Jahr erhielten Birgit Minichmayr, Nicholas Ofczarek und Werner Wölbern für ihre schauspielerische Leistung in „Der Weibsteufel“ von Karl Schönherr in der Inszenierung von Martin Kušej den mit 10.000 Euro dotierten Preis. Meinen Bericht dazu könnt ihr hier lesen: http://theater-in-berlin.blogspot.com/2009/05/theatertreffen-part-2-preiskampf.html

20. April 2010

Robert Wilsons Videoportraits in der Kunsthalle Koidl



Fotos:
Zhang Huan, Künstler, Musik Michael Galasso
Robert Wilson 2004(Courtesy: Robert Wilson / Produced by Dissident Industries Inc.)
Prinzessin Caroline von Monacco, Musik Bernard Hermann
Robert Wilson 2006 (Courtesy: Robert Wilson / Produced by Dissident Industries Inc.)


Der Theatermacher Robert Wilson zeigt seinen einzigartigen Stil auch in seinen Videoportraits. Noch bis 2. Mai 2010 in der Kunsthalle Koidl in Berlin.
http://www.kunsthalle-koidl.de

ROBERT WILSON Video Portraits
A Collectors View

9. Februar – 2. Mai 2010
Kuratoren: Noah Koshbin und Matthew Shattuck
Robert Wilson Video Portrait, Prinzessin Caroline von Monaco,
2006, Musik Bernard Hermann
Die Ausstellung ROBERT WILSON Video Portraits, A Collectors View zeigt Video Portraits
aus drei internationalen Sammlungen:

Prinzessin Caroline von Monacco, 2006, Musik Bernard Hermann
Sammlung Bernice Steinbaum (Miami, Florida),

Zhang Huan, Künstler, 2004, Musik Michael Galasso
Sammlung Michael Weinstein (NYC, NY)

Horned Frog, 2006, Musik J.S. Bach, Goldberg Variationen, interpretiert von Glenn Gould
Sammlung Watermill Center (Watermill, NY).

Die Ästhetik Robert Wilsons prägt bereits seit 40 Jahren die internationale Theater-und Opernszene. Wilsons enge Freundschaften und Kollaborationen mit führenden Künstlern, Autoren und Musikern inspirierten ihn seit 2004 auch zu der fortlaufenden Serie der Video Portraits. In den stilistisch ansprechenden Video Portraits inszeniert Robert Wilson den Auftritt der Portraitierten, lässt ihre individuellen Biographien sprechen und fügt durch die Wahl der Musik eine weitere erzählerische Komponente hinzu.

Zahlreiche Quellen der Inspiration werden zitiert, diese speisen sich aus der Kunst der Avantgarde, des experimentellen Theaters und eines persönlichen Erinnerungsschatzes. So erkunden die Video Portraits historische und kulturelle Momente in dem Oeuvre des ingeniösen Künstlers. Robert Wilson tritt als Autor der Portraits auf und verwandelt die Ausstellungshalle in eine Bühne für den Auftritt der Portraitierten.

Dramatische Kühle, surrealer Traum, reizvolle Studien minimaler Bewegungen -Wilsons
charakteristischer Einsatz von Licht und faszinierender Farbigkeit sowie seine
investigative Annäherung an die Strukturen einer einzelnen Bewegung erfüllen den Raum mit einer einnehmenden Präsenz von Farbe, Klang und einer differenzierten Wahrnehmung der Zeit.

Die Ausstellung wurde zuvor in zahlreichen Galerie-und Museumsausstellungen gezeigt,
unter anderem in New York, Los Angeles, Miami, Omaha, Iowa, Moskau, Neapel, Spoleto,
Hamburg, Paris, Singapur, Sao Paulo, Graz, Groningen und ab Mai 2010 in Karlsruhe.

Die Ausstellung wurde produziert von Dissident Industries Inc.

ARD-Interview mit Robert Wilson:
http://www.ard.de/kultur/kunst-ausstellung/robert-wilson-video-portraets/-/id=8394/mpdid=1419164/nid=8394/did=1419164/1lelhdc/index.html

Ein weiteres interessante Interview im Art Kunstmagazin:
http://www.art-magazin.de/kunst/27903/robert_wilson_interview

13. April 2010

Zum Tod von Werner Schroeter

Gestern ist Werner Schroeter im Alter von 65 Jahren seinem Krebsleiden erlegen. Der Film- und Theaterregisseur zählte zu den außergewöhnlichsten Erscheinungen der deutschen Kulturszene. Er hat über 80 Theaterstücke inszeniert, zuletzt "Quai West" an der Berliner Volksbühne.

In den letzten vier Monaten ist Werner Schroeter mir auffällig oft begegnet - oder ich ihm. Im Januar wurde ihm der Teddy Award für sein Lebenswerk verliehen und ich saß tief bewegt vor dem Fernseher. Ich hörte die Rede dieses Mannes, der zwar deutlich von seiner Krankheit gezeichnet war, aber es dennoch schaffte, die Menschen zu unterhalten und für sich zu einzunehmen.

Vor etwa vier Wochen ist er mir im Eingangsbereich des KaDeWe begegnet. Ich fragte mich noch, ob er sich in Berlin so wie viele andere Künstler wohl fühlt, weil man hier nicht dauernd von Fans belagert wird. Etwa eine halbe Stunde später stand er - so ein Zufall - neben mir an einer Ampel. Ich habe still in mich hineingelächelt und ihn natürlich nicht angesprochen. Jetzt frage ich mich, ob ich es hätte tun sollen. Einfach bloß, um zu sagen, wie er mich beeindruckt.

Zuletzt ist mir Werner Schroeter auf einer Streichholzschachtel begegnet, am vergangenen Samstag in der Volksbühne. Dort lagen diese Give aways mit den Namen verschiedener Regisseure auf dem Infotisch aus. Und viele Menschen haben sich eine Schroeter-Streichholzschachtel eingesteckt.

Ob die heute auch alle damit in der Hand zu Hause sitzen und denken, wann und wo habe ich Werner Schroeter zuletzt gesehen?

12. April 2010

Das war die 2. Lange Nacht der Opern und Theater

Ich denke, ich spreche für meine Mitstreiter, wenn ich sage: Mit dieser Langen Nacht können wir sehr zufrieden sein. Da ich in diesem Jahr besser geplant hatte als im letzten, hat alles viel reibungsloser geklappt. Die Erfahrung des letzten Jahres hat mich gelehrt, genügend Zeit zwischen den Veranstaltungen einzuplanen. Dann ist alles etwas entspannter. Ich hatte aber auch den Eindruck, dass die Spielstätten nicht so überlaufen waren wie beim letzten mal. Oder wir hatten einfach Glück!

Das Programm war gut gemischt, es gab echte Highlights, wunderbare Neuentdeckungen und auch Überraschungen.

Das bat-Studiotheater hat mir/uns besonderen Spaß gemacht. Keiner von uns, wusste so recht, was in der Spielstätte für Schauspielschüler der Ernst Busch auf uns zukommen würde. Die Begeisterung war daher um so größer. Wer also mal abseits der großen Häuser etwas Neues kennen lernen möchte, dem sei dies an Herz gelegt.

Das Gleiche gilt für das Eigenreich (Greifswalder Str.), ein kleines Theater, das selbst vielen Bewohnern des Prenzlauer Berg kein Begriff ist. Umso schöner, wenn man die Chance hat, es im Rahmen einer solchen Veranstaltung kennen zu lernen. Ein Besuch lohnt auch hier.

Die viel gepriesene Berlin-Revue von Mark Scheibe im Admiralspalast hat uns hingegen wenig überzeugt. Ich hatte vielleicht auch zu hohe bzw. die falschen Erwartungen. Irgendwie war mir, das zu klamaukig, die Witze etwas zu platt und insgesamt nichts wirklich Neues. Aber so etwas ist ja auch Geschmackssache...

Schließlich haben wir uns in der Komischen Oper noch die "Schönsten Operntode" angesehen. Gute Idee, auf diese Weise Ausschnitte aus dem aktuellen Programm zu zeigen und somit auch Nicht-Operngängern Geschmack auf die Oper zu machen. Aufgelockert wurde das ganze vor allem durch die Moderation: Im Vergleich zur oben beschriebenen Mark Scheibe Show war das nämlich ein klügerer und subtilerer Humor. Nebenbei bekamen wir noch einige wissenswerte Infos über die Oper, die selbst einigen fleißigen Opernbesuchern neu waren.

Die Abschlussparty war etwas durchwachsen, was sicherlich damit zusammenhing, dass bei vielen die gute Stimmung durch die lange Wartezeit vor der Volksbühne zerstört wurde. Mir ist nicht ganz klar, warum einige teilweise bis zu einer Stunde auf den Einlass warten mussten, denn der Bühnenraum hätte selbst bei dem großen Andrang noch viel mehr Leute gefasst. Etwas unangenehm waren auch die Sicherheitsleute, die durch ihre Präsenz nicht gerade zu einer guten Atmosphäre beitrugen. Die Veranstalter werden ihre Gründe dafür haben, Security einzusetzen, können aber an diesem Teil des Abends sicher noch einiges besser machen. Im letzten Jahr hat es ja auch ohne Sicherheitsleute geklappt - oder sie sind einfach weniger aufgefallen. In jedem Fall war die Abschlussparty da besser, entspannter und fröhlicher.

Alles in allem war es aber ein tolle Veranstaltung, die auf jeden Fall weiter geführt werden sollte. Denn sie bietet sowohl für Theater-Profis als auch für -Neulinge jede Menge Überraschungen und zeigt Theater in all seinen Facetten.

5. April 2010

Es würde nichts ändern, ob du gehst oder bleibst

TRUST mit Tänzern der Compagnie anoukvandijk dc und Schauspielern der Schaubühne am Lehniner Platz

Mir war nicht klar, was mich hier erwarten würde - Tanz- bzw. choreographisches Theater ist ja immer so eine Sache. Entweder begeistert es mich total oder ich muss mich sehr bemühen, Zugang dazu zu finden. Dieses Stück hat mich begeistert.

Schon nach wenigen Minuten, wenigen Sätzen, wenigen Bewegungen der Darsteller auf der Bühne taucht man ein in die Atmosphäre und lässt sich vom Rhythmus des Stücks abholen. Die Tänzer und Schauspieler winden sich über die Bühne, ziehen sich an, stoßen sich ab, an und wieder ab wie in einer Endlosschleife.

Die von den Darstellern gesprochenen Texte werden wiederholt, gleichzeitig oder versetzt von mehreren gesprochen, unterschiedlich betont. Das Stück mutet bisweilen wie ein Musikvideo an, bei dem Teile immer wieder gesampelt und neu gemischt werden.

Die Dialoge (oder Monologe) scheinen zum Teil übertrieben und doch kennt man sie genau: "Wir haben eigentlich keine Beziehung zueinander außer, dass du mein Freund bist, aber ansonsten..."

Die Figuren des Stückes suchen nach ihrer Identität und dem Sinn ihres Handelns: "Ich kann doch nicht immer, wenn mir etwas nicht passt, ein Che Guevara T-Shirt kaufen und damit den Ku-Damm auf und ab laufen."

Sie versuchen, ihre Beziehung zu ordnen: "Lass uns einfach alles so lassen wie es ist. Es ist zu kompliziert, das jetzt alles zu ändern. Lass uns nicht alles durcheinander bringen."

Das alles ist gespickt mit einer tragischen Komik, die es dem Zuschauer erlaubt, auch immer wieder einen ironischen Blick auf diese (und die eigenen) Beziehungen zu werfen.

Wer etwas übrig hat für choreographisches Theater, Bewegung und Klang sollte dieses Stück sehen.