16. Oktober 2009

Für Männeraug und Frauenherz verwirrend: Shakespeares Sonette (BE)


"Kunst muss man nicht verstehen, Kunst muss wirken!" Diesen Satz sagte Jutta Ferbers (Dramaturgin) im Rahmen der Einführung zu Shakespeares Sonetten am Berliner Ensemble. Und dann fügte sie noch hinzu: "Hauptsache Sie nehmen etwas mit, das sie ihr Leben lang begleiten wird." Richtig, das ist das Wichtigste im Theater, in der Kunst und überhaupt. Und ich habe ganz viel mitgenommen: wunderbares Theater, wunderschöne Musik, herausragende schauspielerische und gesangliche Leistungen,...

Die Sonette in der Inszenierung von Robert Wilson mit der Musik von Rufus Wainwright sind einfach etwas für Herz und Seele!
Wilson verzaubert die Zuschauer mit Bildern aus einer irrealen Welt und lässt seine Schauspieler - alle Frauen werden von Männern, alle Männer von Frauen gespielt - diese Welt wie Zauberwesen durchwandern. Zur Stimmung tragen neben der Musik vor allem das Licht und die Farben sowie die fantastischen Kostüme bei.

Besonders erwähnenswert: Christopher Nell als "Eve", der die Interpretation des Sonett 66 so beeindrucken hoch singt, dass das Publikum ihn dafür mit Zwischenapplaus belohnt. Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist das Sonett 20, gesungen von Sabin Tambrea als "Lady" und in einer weiteren Szene von der Diseuse Georgette Dee.

Zum ersten mal ist etwas von den Sonetten, die zwar Bestandteil meines Studiums waren, die ich aber bis dato irgendwie nie richtig verstanden habe, auch bei mir hängen geblieben! Und ja, bei Wilsons Shakespeare Sonetten geht es nicht darum, alles zu verstehen, sondern darum, das zuzulassen, was uns hier geboten wird und als schönes Erlebnis mit nach Hause zu nehmen.

Foto: Lesley Leslie-Spinks