19. Februar 2016

Eine Verbeugung vor Thomas Brasch: Max und Maren in der Schaubühne bei Brasch/Eidinger/Kranz

„Das Unvereinbare in ein Gedicht“


Max und ich waren wieder zusammen im Theater...

„Das Unvereinbare in ein Gedicht“ – Gedichte von Thomas Brasch, mit Lars Eidinger und George Kranz


Schaubühne Berlin – Montag, 1. Februar 2016 20:00 Uhr bis 21:30 Uhr


Lars Eidinger (Foto: Heiko Schäfer)


MAX: Saal A der Schaubühne ist voll besetzt, der Abend schon seit langem ausverkauft. Der Bühnenhintergrund ist eine senkrecht frei im Raum angebrachte weiße rechteckige Plane, die sich am Boden der Bühne nach vorn als Bühnenboden fortsetzt. Das Licht ist karg, fahlweiß.

MAREN: Ich habe einen Freund mitgebracht, der Schlagzeuger ist. Er geht nicht so oft ins Theater wie Max und ich. Ich bin sehr gespannt, wie seine Sicht auf den Abend ist.


Links sitzt George Kranz am Schlagzeug. Rechts steht Lars Eidinger am Mikrofon mit hellblauem Hemd über der schwarzen Hose und mit schwarzer Strickmütze, er liest aus zwei Büchlein mit neongrünen und pinkfarbenen kleinen Reitern als Lesezeichen. Lars Eidinger liest Gedichte von Thomas Brasch, zwischen den Gedichten macht George Kranz jeweils kurze Schlagzeugsoli, symmetrisch und abgestimmt auf den Gedichtvortrag.

Mir fällt auf: Lars Eidinger legt keines der beiden Bücher aus der Hand, sondern hält beide die ganze Zeit über.

Eidinger und Kranz lassen Thomas Brasch und sein Werk auf der Bühne erstehen. Sie machen das Andenken an Thomas Brasch im Saal lebendig, als einen, der sucht und der mehr Fragen hat als er Antworten weiß.

Zunächst wirken die Schlagzeugsoli von George Kranz wie eine Zäsur, bevor Text und Schlagzeug ein Ganzes ergeben.

Irgendwann kommt Braschs Gedicht  „Ich liebe Dich“: „„Ich liebe Dich“ kann man / auf dreierlei Weise betonen. / Wie spricht man den Satz ohne Betonung?“ Lars Eidinger liest kurz das Gedicht, dann spielt George Kranz auf dem Schlagzeug und spricht dazu den Satz „Ich liebe Dich“ ohne Betonung und immer wieder. Dazu erscheint der Text als einzige Projektion an diesem Abend, die Wörter jeweils einzeln und in großen schwarzen Lettern auf dem weißen Grund der Plane: ICH / LIEBE / DICH. Der dramatische Höhepunkt.

Der dramatische Höhepunkt ist wie ein Verschmelzen aller Sinne – alles läuft zusammen: Das Gehörte, das Gesehene, das Gefühlte.

Am Schluss kommt eine Zugabe von seitlich, außerhalb der Bühne. Die eigentliche Bühne bleibt dabei leer und dort ist dann nur noch einer: Thomas Brasch.

Die Zuschauer/innen wenden die Köpfe von rechts nach links, von links nach rechts und müssen beides über den Raum der Bühne einfangen und vereinbaren.

George Kranz spielt souverän, mit allem was es gibt, mit Schlagzeug, Hocker, Händen und Stimme. Lars Eidinger ist in seiner Art der Performance zurückgenommen, bescheiden, distanziert, schlicht und schnörkellos. Lars Eidinger und George Kranz machen den Abend zu einer großen Verbeugung vor Thomas Brasch.

Lars Eidinger sagt später im Gespräch im Café, dass er vermutete, einige Zuschauer/innen würden George Kranz' Rhythmus-Einlagen, die mit der Stimme produziert werden, als befremdlich und vielleicht unangenehm empfinden und würden daher lachen müssen – so wie eine Übersprunghandlung. Ich empfinde es als eine Besonderheit dieses wunderbaren Abends.

Thomas Brasch ist die Hauptperson auf der Bühne, der Star des Abends.

Ich fand es groß!

Es hat mich beeindruckt!

Mein Schlagzeuger-Freund ist auch beeindruckt und hat viele Assoziationen, die er Lars Eidinger mitteilt. Ich freue mich, dass Menschen, die mir wichtig sind, etwas mitnehmen können. Ein wirklich toller Abend!

Max und Maren

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