13. Juli 2009

Verrückte Vögel im AGORA: "Vögel ohne Grenzen" (Volksbühne)

Verrückte Vögel im AGORA, der temporären Spielstätte der Volksbühne!

Das gut einstündige Stück "Vögel ohne Grenzen" nach Aristophanes in der Freilichtersatzspielstätte war vor allem eins: Eine Riesen-Gaudi! Wenn man sich einmal damit abgefunden hat, dass man hier nicht alles verstehen muss, wird das Stück von Jérôme Savary zu einem großen Vergüngen. Und dieses Vergnügen sieht man auch den Schauspielern an, die sich offensichtlich so richtig austoben im vor der Volksbühne aufgeschütteten Sand. Seien es die Kostüme (Vogelgewänder jeglicher couleur), Requisiten (Peniskekse und Körperteile aus Gummi), und die Kulisse (großartig: die vor sich hindämmernde Jury aus Pappfiguren), seien es die teils improvisierten Dialoge mit allerlei Anspielungen auf aktuelle Geschehnisse (Pyromusikale) - man spürt hier die Lust am Spielen. Fast wirkt es, als wollten die Schauspieler testen, wie weit sie gehen können, ja, was das Publikum alles mitmacht. "Typisch Volksbühne" mag manch einer denken - aber es ist doch etwas mehr: das Spiel wirkt erfrischend leicht, ein einziges Ausleben der Fähigkeiten. Bisweilen zuckt man zusammen, wenn Bill (Christoph Letkowski) sich zum wiederholten Male mit einem Sprung auf die Knie stürzt, die Zuschauer ziehen die Köpfe ein, wenn Bob (Axel Wandtke) und Bill die Zutaten ihrer "Kochshow" ins Publikum werfen, Prometheus (Jorres Risse) erscheint im Goldhöschen mit draufmodelliertem Musterpenis, um den Vögeln Tipps zur gütlichen Einigung mit den Göttern zu geben - doch das alles passt einfach in das Gesamtbild des Abends. Das alles ist schön schräg und wirkt dadurch so befreidend auf Zuschauer und Schauspieler und überschreitet dennoch die Grenze zum Geschmacklosen nicht.

Zum Abschluss der Spielzeit war "Vögel ohne Grenzen" eine großartige Demonstration von Schauspielkunst, die einfach großen Spaß macht!