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5. Mai 2012

tt12: Sophie Rois im Blumenmeer


Die Entscheidung, die Verleihung des Theaterpreises dieses Jahr in den Berliner Festspielen durchzuführen (anstatt im Deutschen Theater wie in den letzten Jahren) war gut. Als zentrale Spielstätte des Theatertreffens gehört diese erste wichtige Veranstaltung auch hier her.

Preisträgerin 2012: Sophie Rois (Foto: Nadine Loes)
Auch sonst war die Preisverleihung dieses Jahr besonders, denn es war von allem etwas dabei: ungewollte und gewollte Komik, Politik, Aufregung und eine Preisträgerin, deren Charme man sich kaum entziehen kann. Zu Sophie Rois, die den Preis 2012 erhielt, braucht man nicht viel zusagen. Es gibt wohl kaum jemanden, der bestreiten würde, dass sie ihn (schon längst) verdient hat.

Wie üblich sprach Walter Rasch von der Stiftung Preußische Seehandlung einige einleitende Worte und sorgte dank einiger peinlicher Versprecher für Spaß beim Publikum: Aus Thomas Oberender, dem neuen Intendanten der Berliner Festspiele, macht er Herrn Obermeier und Walter Momper wurde kurzerhand in Lomper…äh…Womper umgetauft.

Klaus Wowereit musste sich, bevor er den Preis übergeben durfte, zu den vor dem Festspielhaus demonstrierenden Studenten der Ernst-Busch-Schauspielschule äußern.Was nervte waren einige Buh-Rufe aus dem Publikum, denn schließlich ging es ja nicht um Wowereit bei dieser Veranstaltung. Wer da nur im Publikum sitzt, um zu stören - vorher oder nachher kann ja jeder gerne seine Meinung sagen - verweigert der Preisträgerin den gebührenden Respekt.

Wer sonst soll diese Laudation halten: René Pollesch (Foto: Nadine Loes)
Bernd Begemann, ein Chor und Schauspielkollegen von Sophie Rois sorgten für das Rahmenprogramm und René Pollesch hielt zitternd und super-aufgeregt die Laudatio. Die Rede auf seine Lieblingsschauspielerin gehörte zu den Höhepunkten der Verleihung. Wer hätte gedacht, dass ein Profi wie Pollesch so nervös sein würde. Diese Nervosität übertrug sich spürbar aufs Publikum und wahrscheinlich haben viele heimlich gebetet, dass er die Rede bis zum Ende durchsteht, ohne vorher zu kollabieren. Doch niemand nahm’s ihm übel und vielleicht hat ihn dieser Auftritt sogar etwas sympathischer gemacht. Und wen sonst hätte man sich als Laudator für Sophie Rois vorstellen können?!

Die Laudation von René Pollesch in voller Länge gibt's hier.

Ein paar Blumen für Sophie Rois (Foto: Nadine Loes)
Und dann kam sie – souverän und für den Spaß, den sich die Veranstalter mit ihr ausgedacht hatten, nicht zu schade. Anstatt des üblichen schön gebunden Blumenstraußes wurden Sophie Rois hunderte von einzelnen Blumen übergeben, so viele, dass bis sie sie am Ende kaum noch halten konnte. Und sie hat einfach mitgespielt – so was kann man auch nur mit Sophie Rois machen!

Sophie Rois ist während des Theatreffens 2012 (und danach wieder im regulären Programm der Volksbühne) in "Die (s)panische Fliege" von Herbert Fritsch zu sehen. 

8. Mai 2011

tt11: Theaterpreis Berlin 2011 für die Gotscheff-Familie


Wo Thilo ist, will Dimiter Gotscheff wissen, nachdem er den Theaterpreis gemeinsam mit seinen Schauspieler/innen Almut Zilcher, Wolfram Koch und Samuel Finzi entgegen genommen hat. Er habe Sarrazin persönlich eingeladen, er sei wohl nicht da. Er habe ihm zeigen wollen, wie es ist, wenn "vier Gaukler mit Migrationshintergrund" in Deutschland einen Preis erhalten. Die "Gaukler" kommen aus Bulgarien (Gotscheff und Finzi), Koch wuchs in Frankreich auf und Zilcher ist ein "armes Flüchtlingskind" aus Österreich.

Auch in Samuel Finzis Dankesrede geht es um Herkunft: Er könne noch immer nicht Deutsch sprechen, aber da er ja Schauspieler sei, würde er einfach so tun, als könne er es. Er hoffe, als Schauspieler mit Migrationshintergrund nach dem Erhalt des Theaterpreises den ersten Teil dieses Wortes streichen zu können - vielleicht irgendwann mal nur noch den letzten Teil zu benötigen: Schauspieler mit Grund.

Wolfram Koch, der es wie Luther halten möchte ("Tritt fest auf, machs Maul auf, hör bald auf."), erzählt eine bezaubernde Anekdote über einen Kindertheaterbesuch mit seinem 5jährigen Sohn.

Almut Zilcher erklärt in Anlehnung an ihre Rolle aus Ritter, Dene, Voss, wie es ist, in der Gotscheff-Familie zu leben und zu spielen. Und als Zuschauer/in wird einem nach der fast 2,5stündigen Preisverleihung wieder einmal klar, auf der Bühne sehen wir doch die am liebsten, die da auch hingehören: Schauspieler.

Das beweist nicht zuletzt auch der moderierende Peter Jordan, indem er die Patzer in der Technik durch spontane Improvisationen rettet. Überhaupt können die Zuschauer/innen dank seiner Auftritte immer wieder zwischen den zahlreichen Redebeiträgen kurz durchatmen und entspannt lachen.

Noch nie ging der Theaterpreis an ein vierköpfiges Team. Die Schauspieler beflügeln den Regisseur und umgekehrt heißt es in der Jurybegründung. Und das ist der Grund, warum Gotscheff sich den Preis mit drei Mitgliedern seiner "Familie" teilen darf. Dazu passt das Foto auf dem Programm zur Preisverleihung: Koch und Finzi sitzen auf Zilchers und Gotscheffs Schoß - ein ungewöhnliches, aber wunderschönes Motiv.

Herzlichen Glückwunsch an die Preisträger/innen und danke dafür, immer noch mehr Lust aufs Theater zu bekommen!