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5. Oktober 2018

TheaterRückBlick August & September 2018: Wiederholung & Neuanfänge

Die Theaterferien sind vorbei! Im August und September gab es Neues und Bekanntes.

August   

31.08.2018 Neues Stück II Tanztheater Wuppertal Pina Bausch / Alan Lucien Oyen (Tanz im August / Volksbühne)

Im Stück der Pina Bausch Company wird der Grenzbereich zwischen Tanz, Theater, Text und Film erkundet. Die Schönheit der Bewegung zählt auf der Bühne. Es gibt außerdem ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern wie Nazareth Parandero, einer Webgleiterin von Pina Bausch.
 

September   
   
01.09. 2018 Deutschland-PREMIERE Die Wiederholung von Milo Rau (Schaubühne)

Meinen Bericht zu dieser Inszenierung gibt es hier!


02. 09. 2018 Lö Grand Bal Almanya von Nurkan Erpulat (Maxim-Gorki-Theater)

„57 Jahre Scheinehe“ - lautet der ironische Untertitel des Stücks von Nurkan Erpulat, das bereits 2010 im Ballhaus Naunynstraße lief und am Gorki-Theater wiederaufgelegt wurde. Beschrieben wird die Geschichte der türkischen Gastarbeiter*innen, die im Rahmen des Anwerbeabkommens in den 60ern nach Deutschland kamen. Die Texte, die die Schauspieler*innen sprechen sind Originalzitate von Politiker*innen zwischen den 80er Jahren bis heute. Es wird aber auch viel gesungen (der Abend wird als Singspiel angekündigt). Eine Parodie auf das schwierige Verhältnis der Deutschen und Türken, die mittlerweile in der dritten Generation hier leben, mit aktuellen Bezügen wie die NSU-Morde und deutschen Waffenlieferungen in Kriegsgebiete. Insgesamt ein kurzweiliger Abend, der leider aber auch zu viele Klischees ausweist, was irgendwann ermüdet.

13. 09. 2018 Yes but No von Yael Ronen (Maxim-Gorki-Theater)

Meinen Bericht zu dieser Inszenierung gibt es hier!


21. 09. 2018 re-revisited Ungeduld des Herzens nach dem Roman von Stefan Zweig in einer Fassung von Simon McBurney, James Yeatman, Maja Zade und dem Ensemble (Schaubühne)

Laurenz Laufenberg und Marie Burchard in "Ungeduld des Herzens" (Foto: Gianmarco Bresadola)

Meine Begeisterung für dieses Stück ist auch beim dritten Besuch ungebrochen. Großartig choreographiert, schnell und präzise gespielt,


23. 09. 2018 Brunch zum Spielzeitbeginn der Freunde der Schaubühne

Unser traditioneller Brunch zum Beginn der Spielzeit der Schaubühne. Direktor Tobias Veit nahm diesen zum Anlass, zu erläutern wie es zur „Absage“ der geplanten Vorstellungen des Volksfeind-Gastspiels in Nanjing (China) kam. Hierzu hat die deutsche Presse berichtet, z.B. hier. http://www.taz.de/!5535414/ Die Filmemacher Matthias Schellenberg und Andreas Nickl, die schon seit einigen Jahren die Volksfeind-Gastpiele im Ausland begleiten und dokumentieren waren in China vor Ort, so dass sie Geschehnisse tw. mit der Kamera festgehalten werden konnten. Der Film „Volksfeind auf Reisen“ wird durch den Freundeskreis finanziell ermöglicht.

2. Oktober 2018

Ja sagen, nein meinen: "Yes but no" von Yael Ronen (Maxim Gorki Theater)

Der Beitrag des Gorki-Theaters zur #MeToo Debatte.

Yael Ronens Schauspieler*innen schildern in dem 75-minütigen Stück "Yes but no" ihre Erfahrungen beginnend mit ersten Erlebnissen in der Pubertät bis ins Erwachsenenalter - als Opfer und als Täter*innen.

Themen sind die Überschreitung von sexuellen Grenzen, Missbrauch, Ängste, die eigene Unsicherheit darüber, was ein "Nein" bedeutet - für mich, für den*die andere*n -, Kommunikation, wo Schamgrenzen beginnen, Verschiebung von Grenzen durch die Online-Möglichkeiten. Wo beginnt Verletzung? Wo wird geschwiegen, statt zu reden? Warum folgen eigentlich immer noch so viele den patriarchalen Strukturen?

Dass Yael Ronen die Biografien ihrer Schauspieler*innen zum Bestandteil des Stückes macht, ist nicht neu. Doch hier geht sie noch ein Stück weiter.

Etwa in der Mitte des Stücks fragen die Schauspieler*innen das Publikum, wer schon einmal Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen gesammelt hat, wer diese angezeigt hat, wer persönlich und in seinem*ihrem Umfeld etwas dagegen unternommen hat. Dass sich viele Frauen melden würden, wenn gefragt wird, schon einmal sexuell belästigt wurde, war klar. Erschütternd ist, dass sich bei dieser Frage fast alle Frauen im Publikum melden und auch viele Männer. 

So deprimierend das hier alles klingen mag, der Abend ist nicht düster. Dank der Songs und der Musik erhält das Stück eine versöhnliche Note. Außerdem fühlt man sich aufgefordert, es nicht beim Hashtag zu belassen, sondern gerade jetzt weiterzudenken und weiterzukämpfen - diese Erkenntnis erlangt man nicht zuletzt Dank der Umfrage im Stück.

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Regie: Yael Ronen
Bühne: Magda Willi
Kostüme: Amit Epstein
Songs und Musik: Yaniv Fridel, Shlomi Shaban, Ofer Shabi
Additional Songwrinting: Riah May Knight, Lindy Larsson
Video: Hanna Slak
Mit: Riah May Knight, Lindy Larsson, Svenja Liesau, Orit Nahmias, Taner Şahintürk

Nächste Vorstellungen:
5. Oktober 2018
29. Oktober 2018
7. November 2018

Tickets und weitere Infos zum Stück auf der Seite des Gorki-Theaters.

2. Juli 2018

Vision Gypsy Europa*: "Roma Armee" von Yael Ronen (Maxim Gorki Theater)

Romnija, Rom und Romani Traveller aus verschiedenen europäischen Ländern (Schweden, England, Deutschland, Österreich, Serbien, Rumänien, Kosovo). Dazu der Deutsch-Türke Mehmet Atesci und Orit Nahmias aus Israel, die in vielen Inszenierungen von Yael Ronen mitwirkt. Sie bilden die Roma Armee, die Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus den Kampf ansagt. Jede*r präsentiert sich dabei mit ihrer*seiner persönlichen Geschichte. Keiner*r ist nur eins, nur Roma, ihre Identitäten machen viel mehr aus: Mann, Frau und Eltern, queer, feministisch, divers und übernational, Schauspieler*in, Sänger*in, Politiker*in und Aktivisti*in. Es ist jeweils die Summe dieser biografischen Merkmale, die jede Persönlichkeit auf der Bühne ist. 

Die Schwestern Simonida und Sandra Selimović (Gründerinnen des ersten feministischen und professionellen Romatheaterverein Romano Svato) haben zusammen mit der Gorki Hausregisseurin Yael Ronen das Stück entwickelt, um historische Ereignisse sowie persönlichen Erfahrungen zu erforschen. In Roma Armee geht es um Selbstermächtigung und das Hinterfragen der eigenen Rolle. Zusammen mit den bildenden Künstler*innen Delaine und Damian Le Bas aus England wurde eine Vision für ein Safe European Home („Gypsy Europa“) entwickelt.

Schon nach wenigen Minuten nehmen die Schauspieler*innen das Publikum für sich ein. Mit ihren Geschichten, mit Gesang und Rap, mit dem humorvollen Umgang mit Klischees, mit ihrem Selbstbewusstsein. Auch wenn die Roma, Gypsies und Traveller in Europa immer noch strukturell ausgegrenzt werden und sie mit den typischen Vorurteilen behandelt werden, ist das Stück weit entfernt davon sie in die Opferrolle zu drängen. Zwar wird ihre Situation thematisiert, aber der Stolz auf die eigene Identität hat ebenfalls viel Raum. Und die Vision eines europäischen "Gypsylandes"*.

Regie: Yael Ronen

Nach einer Idee von Sandra und Simonida Selimovic

Mit: Mehmet Atesci, Mihaela Dragan, Riah May Knight, Lindy Larsson, Orit Nahmias, Sandra Selimovic, Simonida Selimovic

In English, German, Romanes

*siehe hierzu auch den Text von Damian Le Bas im Programmheft zu "Roma Armee"

Nächste Vorstellungen: 22. und 23.09.2018 um 19:30

Vor dem Gorki Theater

26. März 2017

Rückblick Februar & März 2017: Über Schuld, Kunst und Karrieristen

Auch wenn der Februar natürlich vor allem von der Berlinale bestimmt wurde, blieb immer etwas Zeit fürs Theater. Und weil Ende März schon wieder das FIND (Festival Internationale Neue Dramatik an der Schaubühne am Lehniner Platz - 30.3. bis 9.4.) beginnt und ich hierfür eigene Beiträge geplant habe, fasse ich die letzten beiden Moante in einem Artikel zusamen.


FEBRUAR
01.02.17 Interrobang: Der Prozess 2.0 (Sophiensäle)
Ein Schuldlabyrinth nach Kafka. Theater zum Mitmachen. Mitmachen müssen, können, sollen. Nach dem Betreten des Parcours, müssen die Zuschauer*innen (=Teilnehmer*innen) dieses Theaterprojekts sich ihren persönlichen Ordner abholen, verschiedene Fragen beantworten, Aufgaben erledigen und sich entscheiden, welchen persönlichen Weg sie gehen wollen. All das wird von einem Gericht ausgewertet und in einer Verhandlung für und gegen einen vorgetragen. Das sogenannte "Innere Gericht" verurteilt zunächst noch präzise und detalliert, später im Sammel- und noch später im Eilverfahren jede*n zum Handeln. Dabei spielt es für das Gericht gar keine Rolle mehr, was wirklich hinter den Antworten steckt und (scheinbar) willkürlich werden einzelne Sätze oder Aussagen aus der Akte gegen eine*n verwendet. Eine Mischung aus "Bloß nicht meinen Fall verhandeln" und "Warum nicht meine Akte? Bin ich etwas so langweilig?" macht sich breit. Und was dabei verdächtig im Raum schwebt, ist die Tatsache, dass es egal ist, wie man sich verhält oder was man denkt, alles kann gegen mich verwendet werden. Die Zusammenhänge sind gleichgültig. Und wie Josef K. in Kafkas Prozess, hege ich den Verdacht, dass an dem, was das Gericht da gegen mich vorbingt, vielleicht etwas dran sein könnte...
Interrobang schafft es, die gegenwartsrelevanten Motive aus Kafkas Klassiker in ein instellatives Stück zu packen und die Zuschauer*innen dabei ordentlich aufzurütteln.

Von und mit Till Müller-Klug, Nina Tecklenburg, Lajos Talamonti, Elisabeth Lindig


02.02.17 Zeit der Kannibalen von Johannes Naber nach dem Drehbuch von Stefan Weigl (Vagantenbühne)
Sollte man einen Film einfach so nachspielen? Die Verfilmung mit Katharina Schüttler, Sebastian Blomberg und Devid Striesow ist großartig - keine Frage. Die kammerspielartige Kapitalismus-Kritik mit dem bösen Humor und der Darstellung der Busninessmenschen, deren Welt in nur wenigen Stunden ins Wanken gerät, bietet sich auch fürs Theater an. Dennoch habe ich von dieser Inszenierung  etwas Neues erwartet. Allerdings ist für diejenigen, die den Film nicht kennen, die Bühnenadaption sicher sehr lohnenswert. Meine Empfehlung: Hingehen sollte, wer den Film nicht kennt.

Regie: Bettina Rehm

Mit Björn Bonn, Johann Fohl, Senita Huskić, Hannah von Peinen, Joachim Villegas und Axel Strothmann


03.02.17 Love Hurts In Tinder Times von Patrick Wengenroth (Schaubühne)
Gleich mal vornweg: Mit Tinder hat das Stück (zum Glück) gar nicht so viel zu tun. Tinder Times steht viel mehr für diese Zeit, in der viele nach neuen Wegen des Zusammenlebens und von Liebesbeziehungen suchen. Kann ich einen exklusiven Anspruch auch eine*n Partner*in erheben? Warum schmerzt es den*die andere*n, wenn man sich außerhalb der Beziehung Befriedigung und Bestätigung sucht? Und: Ist es nicht immer ganz anders als es aussieht? Garniert wird dieser Wengenroth-Abend (wie immer) mit viel Musik, diesmal vorrangig aus den 80ern. Und so findet auch der kürzlich verstorbene George Michael seinen Platz im Stück. Die sich nackt in Farbe wälzenden und Kunst machenden Protagonist*innen (Mark Waschke, Lise Risom Olsen, Andreas Schroeders) sehe ich weniger als Provokation, denn als humorvolle gedachte Anspielung auf Performance Künstler und vielleicht sogar das Theater selbst.

Realisation: Patrick Wengenroth   
Bühne: Mascha Mazur   
Künstlerische Mitarbeit Bühne: Céline Demars   
Kostüme: Ulrike Gutbrod   
Musik: Matze Kloppe  

Mit Matze Kloppe, Lise Risom Olsen, Andreas Schröders, Mark Waschke, Patrick Wengenroth

Andreas Schröders, Mark Waschke, Lise Risom Olsen (Foto: Gianmarco Bresadola)


Essay zum Stück in Pearson's Preview: LOVE HURTS IN TINDER TIMES. Ein Gespräch mit Patrick Wengenroth


12.02.17    revisited Hedda Gabler von Henrik Ibsen (Schaubühne)
Nach vielen Jahren mal wieder dieses Stück. Die Angst vor dem sozialen Abstieg, jede*r kennt sie und erkennte sich in dem Stück wieder. Man kann Hedda (Katharina Schüttler) und ihr Handeln gleichzeitig verabscheuen und bemitleiden. Und wie steht es um ihren Mann Jorgen Tesmann (Lars Eidinger) und den um seine Arbeit betrogenen Eilert Lovborg (Kay Bartholomäus Schulze)? Das Besondere an dem Stück ist, dass man keine*n so richtig mag oder hasst. Zerissen, betroffen, gerührt verlässt man das Theater.

Lore Stefanek, Katharina Schüttler, Lars Eidinger (Foto: Arno Declair)

Regie: Thomas Ostermeier   
Bühne: Jan Pappelbaum   
Kostüme: Nina Wetzel   
Musik: Malte Beckenbach   
Dramaturgie: Marius von Mayenburg   
Video: Sébastien Dupouey   

Jørgen Tesman, Privatdozent der Kulturgeschichte: Lars Eidinger   
Frau Hedda Tesman, seine Frau: Katharina Schüttler   
Fräulein Juliane Tesman, seine Tante: Lore Stefanek   
Frau Elvstedt: Annedore Bauer   
Richter Brack: Jörg Hartmann   
Eilert Løvborg: Kay Bartholomäus Schulze
 


MÄRZ
04.03.17 Denial von Yael Ronnen (Maxim-Gorki-Theater)
Das Stück über Verleugnung und Verdrängung wurde von Yael Ronen gemeinsam mit den Schauspieler*innen entwickelt. In verschiedenen Konstellationen zeigen sie, was es bedeutet, wenn man versucht, die Realität zu verarbeiten, zurechtzubiegen oder einfach zu verstehen. Coming out, Intoleranz und Gewalt in der eigenen Familie, politische Verfolgung und andere traumatische Erlebnisse werden in kurzen Szenen aufgearbeitet bzw. dargestellt. Wie immer bei Yael Ronen wechseln sehr traurige und berührende Geschehnisse mit witzigen Einschüben. Und nie weiß man - auch das ist typisch für ihre Stücke - was aus den Biographien der Schauspieler*innen stammt und was Fiktion ist.

Regie: Yael Ronen
Bühnenbild: Magda Willi
Kostüme: Amit Epstein
Musik: Nils Ostendorf
Video: Hanna Slak

Mit Oscar Olivo, Dimitri Schad, Cigdem Teke, Maryam Zaree und Orit Nahmias.


23.03.17 re-revisited Stück Plastik (Schaubühne)
Darf man Geld rumliegen lassen, wenn die Putzhilfe da ist? Ist Michael, der für Ärzte ohne Grenzen nach Afrika gehen will, ein Egoist? Warum hat Ulrike als Künstlerin versagt?  Und ist Sohn Vincent ein Junge oder ein Mädchen? Diese und viele, viele andere Fragen werden im Stück verhandelt, vielmehr wird darüber gestritten. Das eigentlich interessante ist aber auch, dass die Person, die den Streitimpuls gibt, überhaupt nichts zur Debatte beitragen kann, weil sie einfach nicht zu Wort kommt. Sie drückt sich im Gesang aus, im Gespräch mit dem 12jährigen Sohn der Familie, für die sie putzt und übt Rache. Dialoggewaltiges und äußerst lustiges Stück über richtiges und falsches Verhalten, kommunizieren und zuhören. Stück Plastik von Marius von Mayenburg schrammt manchmal knapp an einer Boulevard-Komödie vorbei und ist deswegen gerade so gut. Die zahlreichen Anspielungen auf die Kunstwelt und das eigene Milieu mit den zackigen Monologen (die von den brillanten Schauspieler*innen einfach mitreißend gespielt werden) machen die Inszenierung zu einer Perle im Spielplan.

Mit Marie Burchard, Robert Beyer, Laurenz Laufenberg, Sebastian Schwarz und Jenny König.
Regie: Marius von Mayenburg


25.03.17 re-visited Professor Bernhardi von Arthur Schnitzler (Schaubühne)
Spannend wie beim ersten mal. Die Aktualität dieses Stückes ist so groß, dass bei fast jeder Szene der Puls hoch geht. Wie in der Sitzungszene die Intrige gegen Professor Bernhardi entsponnen wird - da muss man sich empören. Aber es gibt in dieser Inszenierung nicht immer ein klares Gut und Böse, Richtig oder Falsch. Keine unverfälschten Sympathien. Und das lässt einen noch lange über den Abend hinaus nachdenken.


Damir Avdic, Laurenz Laufenberg, Veronika Bachfischer, Jörg Hartmann (Foto: Arno Declair)

Regie: Thomas Ostermeier   
Bühne: Jan Pappelbaum   
Kostüme: Nina Wetzel   
Musik: Malte Beckenbach   
Wandzeichnungen: Katharina Ziemke

Dr. Bernhardi: Jörg Hartmann   
Dr. Ebenwald: Sebastian Schwarz   
Dr. Cyprian: Thomas Bading   
Dr. Pflugfelder: Robert Beyer   
Dr. Filitz: Konrad Singer   
Dr. Tugendvetter: Johannes Flaschberger   
Dr. Löwenstein: Lukas Turtur   
Dr. Schreimann/Kulka, ein Journalist: David Ruland   
Dr. Adler: Eva Meckbach   
Dr. Oskar Bernhardi: Damir Avdic   
Dr. Wenger/Krankenschwester: Veronika Bachfischer   
Hochroitzpointner: Moritz Gottwald   
Professor Dr. Flint: Hans-Jochen Wagner   
Ministerialrat Dr. Winkler: Christoph Gawenda   
Franz Reder, Pfarrer: Laurenz Laufenberg   

28. Mai 2016

Ein Land, das es nicht mehr gibt: "Common Ground" von Yael Ronen & Ensemble (Maxim Gorki Theater)

Basierend auf einer gemeinsamen Reise nach Bosnien hat Yael Ronen mit sieben Schauspieler/innen, davon fünf aus dem ehemaligen Jugoslawien (bzw. Serbien, Bosnien und Herzegowina), das Stück entwickelt. Sie kamen als Kinder oder Jugendliche während des Kriegs in den 90ern nach Berlin. Welchen Common Ground (= Gemeinsamkeiten, auch: gemeinsamen Boden) haben sie? Wo kreuzen sich die Biographien? Und kann die Generation, die nach dem Krieg aufwuchs, vergeben und die Schuld der Eltern sühnen. Welche Konflikte und Vorurteile herrschen heute, über 20 Jahre nach dem Krieg, noch?

Im ersten Teil des Stückes wird in schnellen kurzen Szenen die Geschichte Jugoslawiens, Deutschlands, Europas zu Beginn der 90er gezeigt und die mit den Biographien der Schauspieler/innen zu diese Zeit verknüpft. Im zweiten Teil geht es um die Reise nach Bosnien und den Versuch, den Balkankonflikt zu verstehen. Immer wieder treten dabei auch (rassistisch) Vorurteile zu Tage.

Das Schaffen von Feindbildern und deren Entmenschlichung, das Schüren von Ängsten, die Inszenierung von Bedrohung durch die "anderen" - als das hat zu den Kriegen geführt. Und wie aktuell ist das Stück damit heute! Denn genau das ist es, was Rechtpopulisten derzeit in Deutschland tun...

Das Stück funktioniert u.a. deswegen so gut, weil neben Schauspieler/innen aus Ex-Jugoslawien auch Niels Borman (Deutschland) und Orit Nahmias (Israel) auf der Bühne stehen. Und weil sie witzig sind. Die Spannung des Stückes liegt in den oftmals schnellen Wechseln zwischen Bestürzung über die Kriegsverbrechen und Lachen können über die humorvoll gespielten Szenen aus dem Leben der Darsteller/innen.

Wieder  -  wie in Milo Raus ""The Dark Ages"  - schafft man es nicht so einfach, die einzelnen geschichtlichen Details, Parteien, Zugehörigkeiten, Religionen etc. klar zu definieren und ausseinanderzuhalten. Auch das ist Thema des Stückes und wird unter anderem geschildert in der Familiengeschichte von Dejan Bucin.

Die Figur der Jasmina (Tochter eines Mannes, der im KZ ermordet wurde) wird von der Schauspielerin Mateja Meded und die der Mateja (Tochter eines Mannes, der in einem KZ arbeitete) von der Schauspielerin Jasmina Musić gespielt - also in vertauschten Rollen. Möglicherweise sollte somit das sehr Persönliche der beiden Schicksale aufgelöst werden. Im Stück treffen sie aufeinander und müssen einen Weg finden miteinander umzugehen, vor allem Mateja weiß nicht, wie sie Jasmina entgegentreten soll und fühlt sich schuldig.

Am Ende haben manche der Schauspieler/innen Tränen in den Augen. Man weiß nicht so genau, ob es "echt" ist oder gespielt. Dennoch: es gehört zum Stück.

Standing ovations vom Publikum für dieses tolle Stück und viele gerührte Menschen.

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Die Inszenierung wurde zum Theatertreffen 2015 eingeladen und ist Gewinner des Publikumspreises "Stücke 2015" Mülheimer Theatertage.

Regie: Yael Ronen
Bühne: Magda Willi
Kostüme: Lina Jakelski
Video: Benjamin Krieg, Hanna Slak
Dramaturgie: Irina Szodruch
Musik: Nils Ostendorf

Mit: Vernesa Berbo, Dejan Bućin, Niels Bormann, Mateja Meded, Jasmina Musić, Orit Nahmias, Aleksandar Radenković

Weitere Infos zum Stück auf der Seite des Maxim Gorki Theater.

Ein Interview mit Yael Ronen zur Stückentwicklung zum Anschauen.

8. August 2015

"Dritte Generation" von Yael Ronen & Company (Schaubühne)

Zehn israelische, palästinensische und deutsche Schauspieler/innen der dritten Generation nach dem Holocaust und der Nakba (Flucht und Vertreibung von 700.000 arabischen Palästinensern aus Palästina im Mai 1948) konfrontieren sich mit Vorurteilen, Erinnerungen (den eigenen und denen der Eltern und Großeltern) und Familiengeschichten. Klar führt das zu Konflikten und Streit und der Zuschauer weiß manchmal nicht so genau, ob das jetzt noch Spiel ist oder ernst. Hier ist viel Wut zu sehen. Und es werden viele Fragen gestellt. Für oder gegen was soll man demonstrieren? Wer ist wem was schuldig? Ist es langsam mal genug mit den Schuldgefühlen? Verstehen wir - die dritte Generation - überhaupt was damals passiert ist, was das heute passiert? "Don't compare" - der Monolg einer Israelin, der Vergleiche zwischen Holocaust und Nakba ad absurdum führt. Die Selbstironie, mit der die Schauspieler/innen der Schaubühne und des Habima National Theatre of Israel das alles auf die Bühne bringen ist vielleicht erst in der dritten Generation erlaubt und möglich. Oder auch nicht.

Das Stück wird in Deutsch, Englisch, Hebräisch und Arabisch mit deutschen und englischen Übertiteln gespielt.


Eine Koproduktion der Schaubühne mit dem Habima National Theatre of Israel und der Ruhrtriennale 2009 im Auftrag von Theater der Welt 2008 Halle, mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und des Goethe-Instituts.

Autorin: Yael Ronen & the Company
Regie: Yael Ronen   
Dramaturgie: Amit Epstein, Irina Szodruch   
Fotograf: Erez Galonska
Video: Arik Avigdor

Mit: Knut Berger, Niels Bormann, Karsten Dahlem/Matthias Matschke, Ishay Golan/Roi Miller, George Iskandar, Orit Nahmias, Rawda Slimann, Ayelet Robinson/Riki Blich/Tamar Ben-Ami, Judith Strößenreuter/Cathlen Gawlich, Yousef Sweid/Loai Noufi

Dauer: ca. 105 Minuten

Einen Trailer zum Stück gibt es hier zu sehen.