30. Dezember 2015

Rückblick September bis Dezember 2015: Das Theater greift aktuelle Themen auf

Die erste Hälfte der Spielzeit 2015/16 hat uns viele große und kleine Highlights sowie einige Stücke, die ich wieder und wieder sehen möchte, geboten. Über einige Premieren an der Schaubühne habe ich geschrieben. Viele Eindrücke hat Max mit seinen Texten beigesteuert, dem ich an dieser Stelle herzlich für seine Beiträge danke. So ist auf meinem Blog wieder etwas mehr passiert in den letzten Wochen. Besonderen Spaß hat der Blogbeitrag gemacht, den ich mit Max gemeinsam nach dem Besuch von Interrobang geschrieben habe. Ich freue mich auf weitere tolle Theater-Erlebnisse mit Max genauso wie auf seine Blogbeiträge.


Einige Themen haben die Spielzeit bisher besonders geprägt und spiegeln gleichzeitig aktuelle und brisante gesellschaftliche Themen wider: Angst und Fremdenfeindlichkeit ebenso wie Flucht spielten und spielen eine zentrale Rolle. An Falk Richters FEAR kam in den letzten Wochen kaum jemand vorbei. Nicht nur die Drohungen gegen den Regisseur und die Schaubühne, sondern auch der Gerichtsprozess um die Inszenierung, bei der es um die Zensur von Kunst ging, wurden von vielen Medien besprochen (z.B. Peter Laudenbach in der SZ vom 15.12.2015 "Recht auf Angst").

Daneben schreibt die Schaubühne das Thema Feminismus in dieser Spielzeit mit zwei Inszenierungen (thisisitgirl von Patrick Wengenroth und istgleich von der Werkstattgruppe der Schaubühne) groß. Zusätzlich wurde das Thema in Heinz Budes "Streit ums Politische" diskutiert.

Das zentrale Motiv in Ungeduld des Herzens von Simon McBurney nach dem Roman von Stefan Zweig wird titelgebend auch Anfang des kommenden Jahres eine Rolle spielen, in Milo Raus Stück Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs (Premiere am 16. Januar 2016 an der Schaubühne).


Laurenz Laufenberg und Christoph Gawenda als Hofmiller in "Ungeduld des Herzens" (Foto: Gianmarco Bresadola)

Hier mein Rückblick auf die Monate September bis Dezember 2015.

SEPTEMBER

07.09. Ghosts von Constanza Macras (Schaubühne)
Ein schöner Start nach der Sommerpause - hier zum Nachlesen.

16.09. PREMIERE thisisitgirl von Patrick Wengenroth (Schaubühne)
Ein Stück über Frauen und Frauenfragen... Feminismus: eines der dominierenden Themen an der Schaubühne zur Zeit - hier mein Artikel zur Premiere.

 

OKTOBER

02.10. PREMIERE Westberlin von Rainald Grebe (Schaubühne)
Es beginnt mit einer Abhandlung über die "beste" Berliner Currywurst, die es dann auch in einem Wagen vor dem Theater zu kaufen gibt. Es folgt ein bunter, amüsanter Ritt durch die Geschichte West-Berlins von 1949 bis 1989. Ein Revue vieler Berliner Typen und Promis sowie typische Eigenarten, die es so nur in Berlin gegeben hat. Damals wie heute gilt: Wer wo hingeht und welche Bars, Clubs und Veranstaltungen man besucht, ist wichtig. Bei der Schreibweise im Titel handelt es sich übrigens um die in Ost-Berlin gebräuchliche.

Marie Burchard und Evelyn Gundlach in "Westberlin" (Foto: Gianmarco Bresadola)


16.10. Freunde der Schaubühne: Freunde treffen Künstler - Ein Abend mit der Schauspielerin Jenny König
Jenny folgte gerne unserer Einladung und erzählte uns aus ihrem Leben als Schauspielerin (Infos zu JK hier). Wir hörten ihr gerne zu. Ein Bericht dazu auf der Seite der Freunde der Schaubühne.

25.10. PREMIERE FEAR von Falk Richter (Schaubühne)
Mit dieser Inszenierung ging es bis vors Gericht. Zwei der im Stück erwähnten Personen wollten Zensur üben - bisher zum Glück ohne Erfolg. Mein Bericht zur Premiere hier und eine kurze Zusammenfassungen der Ereignisse, nachdem der Schaubühne und Regisseur Falk Richter massiv gedroht wurde.

26.10. Streit ums Politische: Antikapitalismus »Queer Trans Pop PoC Xeno? Postkapitalistischer Feminismus« (Schaubühne)
Der Soziologe Heinz Bude und Sonja Eismann, Herausgeberin des Missy-Magazins, sprachen darüber, welche Verläufe die Begriffsgeschichte des Feminismus in den letzten Jahren genommen hat, wo aktuell die spannendsten Auseinandersetzungen stattfinden und wo heute noch radikal emanzipatorische Potentiale angesiedelt sein könnten. Infos über weitere Veranstaltungen der Reihe hier.

27.10. Freunde der Schaubühne: Freunde diskutieren - Ein Abend mit Bernd Stegemann
Die Nachfolgeregelung für die Volksbühne durch den Kultursenator Müller und seinen Staatssekretär Tim Renner hat die theaterinteressierte Öffentlichkeit überrascht und eine heftige Debatte in Gang gesetzt und die Frage nach der Form des Theaters aufgeworfen. Mit dem Dramaturgen Bernd Stegemann diskutierte ein interessierter Kreis über das Ensembletheater versus Kuratoriumstheater.

30.10. To like or not to like von Interrobang (Sophiensäle)
Der Text, den Max und ich gemeinsam über den Abend verfasst haben, findet sich hier.


NOVEMBER       

02.11. Der geteilte Himmel von Armin Petras nach Motiven der Erzählung von Christa Wolff (Schaubühne)
Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Gründungsjahre der DDR mit Jule Böwe, Tilmann Strauß und Kay Bartholomäus Schulze. Die Schauspieler/innen agieren auf einer Art Laufsteg, der den Bühnenraum teilt, die Zuschauer sitzen auf beiden Seiten der Bühne. Viele Szenen werden im Off gespielt und dabei auf eine Leinwand in den Zuschauerraum übertragen. Mehr zum Stück hier.

Jule Böwe in "Der geteilte Himmel" (Foto: Dorothea Tuch)


08.11. thisisitgirl (Schaubühne) re-visited
Auch beim zweiten mal: Tolles Stück!

16.11. Jugend. Erinnerung 1945/2015 vom Jungen DT (Deutsches Theater)
Jugendliche aus Deutschland, Polen und Russland reisen nach Krakau, Wolgograd und Berlin. Sie wollen wissen, was Jugendliche vor 70 Jahren dort erlebt haben. Im Stück des Jungen DT geht es um neue Rituale des Gedenkens. Die 18 Jugendlichen spielen, tanzen, singen und nehmen Bezug auf aktuelle Geschehnisse wie den Krieg in Syrien. Infos zum Stück hier.

22.11. Hamlet - 250. Vorstellung (Schaubühne)
Insgesamt fünf mal habe ich die Inszenierung bereits gesehen, allerdings das erste mal mit Jenny König als Ophelia/Gertrud. Auch diesmal und natürlich für das Jubiläumspublikum hielt Lars Eidinger wieder einige improvisierte Situationen bereit. Ungeplant ist das Loch im Bühnenboden, das während der Vorstellung repariert werden musste. Dass das augerechnet beim Hamlet passierte, war natürlich fast schon eine Steilvorlage für LE. Besonders ist mir diesmal Urs Jucker aufgefallen, der die Rolle des Claudius spielt. Großartiger Schauspieler! Das habe ich auch schon in meinem Beitrag über Tartuffe befunden. Ansonsten war der Abend für mich natürlich auch eine "Vorbereitung" auf Ophelias Zimmer von Katie Mitchell, die sich damit auseinandersetzte, was geschieht, wenn Ophelia (Jenny König) nicht auf der Bühne ist. Ein Beitrag über die 250. Vorstellung von Hamlet von Gastbloggerin Anna folgt in Kürze.


DEZEMBER    
       
06.12. Streitraum Extra: Lesung zum Thema Flucht (Schaubühne)
Schauspieler/innen, Autor/innen und der Künstlerische Leiter der Schaubühne lasen im Rahmen dieser Benefizveranstaltung eigene und fremde Texte, um Geld für PRO ASYL und professionellen Rechtsschutz für Flüchtlinge zu sammeln. Mein Bericht dazu hier.

08.12. PREMIERE Ophelias Zimmer von Katie Mitchell (Schaubühne)
Bendruckendes und gleichzeitig beklemmendes Kunstwerk der britischen Regisseurin Katie Mitchell mit Jenny König als Ophelia. Ich habe meine Eindrücke hier geschildert und Max schreibt hier

13.12. istgleich von der Werkstattgruppe der Schaubühne
Ebenfalls mit dem Thema Feminismus hat sich die Werkstattgruppe der Schaubühne unter der Leitung von Philipp Rost auseinandergesetzt. Ein Spiel mit Konstruktionen, Erfahrungen und Gedanken. Infos zum Stück gibt's hier.

Die Werkstattgruppe der Schaubühne mit "istgleich" (Foto: Silke Briel)

19.12. Voraufführung Ungeduld des Herzens von Simon McBurney nach dem Roman von Stefan Zweig (Schaubühne)
Einer der Höhepunkte der bisherigen Spielzeit. Der britische Schauspieler, Regisseur und Mitbegründer von Complicite entwickelte eine Bühnenfassung von Stefan Zweigs einzigem Roman über die Frage, was wahres Mitleid ist. Dafür arbeitete er das erste mal mit einem deutschen Schauspiel-Ensemble und nutzte Klang und Video. Die Schauspieler/innen sprechen ihre Texte in Mikrophone, wechseln dabei die Rollen und erzeugen ein großes, eindrucksvolles Gesamtkunstwerk. Ich werde dazu noch einen Beitrag verfassen. Infos zum Stück gibt es hier.
Weitere Termine für das Stück:
14.01.2016
15.01.2016
16.01.2016
17.01.2016
11.02.2016
12.02.2016
13.02.2016
14.02.2016

Einen guten Start ins Theaterjahr 2016!

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