6. Mai 2012

tt12: „Knistern der Zeit“ - Film über Christoph Schlingensiefs Operndorf

Ich glaube, ich war nicht die einzige im HAU1, die heimlich die eine oder andere Träne während der Premiere von Sibylle Dahrendorfs Film „Knistern der Zeit – Christoph Schlingensief und sein Operndorf in Burkina Faso“, die im Rahmen des Theatertreffens 2012 statt fand, vergossen hat. Wie schon bei anderen Anlässen, ist die starke Präsenz von Schlingensief auch hier spürbar und es passt, wenn einer der Schauspieler im Film sagt, Christoph sei noch immer da.

Nach seinem Tod führen Aino Laberenz und Francis Keré das Operndorfprojekt in seinem Sinne fort. Sibylle Dahrendorf hat das Projekt von Beginn an bis jetzt filmisch begleitet. Durch geschickte Schnitte, macht sie die für alle Beteiligten spürbare Präsenz von Schlingensief auch nach seinem Tod deutlich. Der Film zeigt wie Schlingensief mit dem Operndorf ein scheinbar unmögliches Projekt möglich machte und unermüdlich Menschen motivieren konnte, ihn bei der Umsetzung zu unterstützen. Die Vision von einem Ort, an dem Leben und Kunst vereint werden, wird in Remdoogo Realität und hoffentlich (wenn sich weiterhin Geldgeber finden) noch lange fortgeführt werden können. Nach Fertigstellung und Eröffnung der Schule wird nun an der Krankenstation und dem Theater gebaut. Das Festspielhaus bildet das Zentrum des vom Architekten Francis Keré schneckenförmig angelegten – die typische Bauweise in Burkina Faso – Dorfes. Glorifiziert wird Schlingensief im Film dennoch nicht, denn Dahrendorf zeigt auch, seine Ungeduld und Unverständnis für die Arbeitsweise der Afrikaner. Dieses Dilemma verarbeitete Schlingensief in seinem letzten Stück  „Via Intoleranza II“, das während der Startphase des Projekts entstand. Ausschnitte aus den Proben und der Inszenierung sind im Film ebenfalls zu sehen. 

Der Film bietet einen tiefen Einblick in die Entstehung eines beispiellosen Projekts und hilft zu verstehen, was Schlingensiefs Operndorf wirklich ist. „Knistern der Zeit“ ist ab 7. Juni 2012 im Kino zu sehen.

Weitere Infos zum Operndorf und Spendenmöglichkeiten.


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