10. März 2012

Erwachsenwerden oder so: Premiere „Bunny“ von Jack Thorne im Studio der Schaubühne

Katie ist ein Mädchen aus der Mittelschicht, sie lebt in Luton, einem Londoner Vorort und sie hat einen Freund. Doch sie will nicht langweilig und brav sein, das zumindest versucht sie, in ihrer Geschichte zu vermitteln – dem einstündigen Monolog „Bunny“ des britischen Drehbuch- und Theaterautors Jack Thorne, der am 6.3.2012 im Rahmen des F.IN.D. im Studio der Schaubühne Premiere hatte. Der Regisseur Christoph Schletz hat die Rolle der Protagonistin Katie mit der jungen Schauspielerin Jenny König besetzt, die in der aktuellen Spielzeit u.a. in „Maß für Maß“ und „Märtyrer“ zu sehen ist. Auch in diesen beiden Stücken spielt sie junge Frauen an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Mit Katie verkörpert sie wieder eine Figur, die noch ihren Platz in der Welt der Erwachsenen sucht.


Katie hat einen Freund, er ist schwarz. „Nicht, dass das ein Problem wäre oder so, aber ich weiß halt nie wann ich das sagen soll“, erklärt sie. Dies sagt sie scheinbar unbeschwert daher. Und ebenso plappert sie offenherzig von ihren sexuellen Erfahrungen. In ihrer Schuluniform mit Kniestrümpfen (Kostüm: Marc Freitag) gibt sie jedoch das Bild einer naiven Schülerin ab und reagiert Männern gegenüber seltsam unaufgeklärt. Diese Diskrepanz zeigt sich auch im Bühnenbild von Philipp Strigel. Während des gesamten Monologs befindet sich Katie in einem Wohnzimmer und stellt die Handlung durch Verrücken der Sofateile nach. Um andere Figuren der Geschichte zu zitieren, nutzt sie eine Stehlampe als Mikrofon. Dieses bürgerliche Umfeld steht in Kontrast zur Geschichte, die sie erzählt: Als ihr Freund von einem Radfahrer angefahren wird, eilen Kollegen aus der Fabrik, unter ihnen der Pakistani Asif zur Hilfe und nehme die Verfolgung auf. Während der Jagd nach dem Flüchtigen erhält Katie von Asif, der sie in seinem Auto zwingt, ihre Unterwäsche auszuziehen, den verächtlichen Spitznamen Bunny. Trotz dieser Demütigung ist sie von Asif fasziniert, ja sogar fast stolz darauf, ihre weiblichen Reize zeigen zu können. Schließlich erhofft sie sich Spannung von diesem „Abenteuer“ und ein Flucht aus ihrem bürgerlichen Leben, denn zu Hause wartet nur ein Platz an einer zweitklassigen Universität auf sie. Der Wunsch nach einem Leben frei von bürgerlichen Zwängen scheitert jedoch genau da, wo sie glaubt unkonventionell zu sein. Sie unterwirft sich den Wünschen der Männer und verwirkt ihre Chance, selbstbestimmt zu handeln.



Wer Jenny König in „Bunny“ sehen möchte, kann über die Seite der Schaubühne Tickets für die Vorstellungen am 13.3. und 22.4.2012 bestellen.

Fotos: Gianmarco Bresadola

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