15. Juni 2011

Freunde der Schaubühne: Einführung in "Maß für Maß"

Thomas Ostermeier (Regie), Marius von Mayenburg (Übersetzung) und Jan Pappelbaum (Bühne) gaben uns einen Einblick in die Arbeit an der Inszenierung „Maß für Maß“, die im September Premiere an der Schaubühne haben wird. Nachdem Ostermeier uns eine Einführung in die Handlung des Stückes gegeben hatte, erläuterte er die Wahl der Schauspieler/innen, u.a. Gert Voss, Lars Eidinger und Stefan Stern. Für die Wahl der weiblichen Hauptdarstellerin hat Ostermeier sich über 50 junge Schauspielerinnen angesehen und vorsprechen lassen. Er entschied sich für Jenny König, die Ensemblemitglied am Nationaltheater Mannheim ist. Die Problematik bei sehr jungen Schauspielerinnen, die gerade von der Schauspielschule kommen, sei, dass sie in klassischen Stücken, in denen es die Frauenfiguren in einer Männerwelt oft schwer haben, sich zu behaupten, versuchen, massiv gegen dieses Rollenbild anzuspielen. Dies führe häufig dazu, dass das Stück dann nicht mehr funktioniere, erklären Ostermeier und von Mayenburg. Ich kann die jungen Schauspielerinnen gut verstehen. Ich kann aber auch Ostermeier verstehen, der nach einer weiblichen Darstellerin gesucht hat, die die Ansprüche an die Rolle erfüllt und wie er sagt, dabei trotzdem ihre Würde behält. Ich bin gespannt, ob es funktioniert.

Genauso wie schon bei „Hamlet“ und „Othello“ hat Marius von Mayenburg auch dieses Shakespearestück neu übersetzt – und dabei natürlich eine bestimmte Lesart des Stückes wählen müssen. Wer sich die Mühe macht Shakespeares Stücke im Original zu lesen, weiß, dass von Mayenburg sicherlich keine leichte Aufgabe hatte, als er sich Satz für Satz durch Shakespeares Doppel- bzw. Mehrdeutigkeiten arbeiten musste. Bei den Schaubühnen-Inszenierungen von „Hamlet“ und „Othello“ hatte ich mehrere Aha-Erlebnisse, die mir im Studium oder bei anderen Inszenierungen leider oft verwehrt blieben, und ich habe beide Male das Theater mit dem Gefühl verlassen, neue Facetten des Stückes gesehen zu haben. Das stimmt mich zuversichtlich, dass mir der Zugang zu „Maß für Maß“, das ich bisher noch nicht von der Bühne kenne, leicht fallen wird.

Das Modell des Bühnenraums, der von Jan Pappelbaum komplett in Gold ausgestattet wurde, hat eine museale Anmutung, besonders im Modell für Salzburg (hier hat das Stück bereits im August Premiere). Ich versuche, mir vorzustellen, wie das später „in echt“ wirken wird und bin mir sicher, dass es ganz anders wird als wir es uns jetzt vorstellen können. Ich mag Inszenierungen, die mit wenig Requisiten und wenig Ausstattung auskommen, weil dann alles über die Schauspieler bzw. den Text funktionieren muss. Daher bin ich froh, dass Ostermeier und Pappelbaum ankündigen, dass sie diese für die „Maß für Maß“ Inszenierung bewusst reduzieren. Das sei bei Shakespeare übrigens auch so gewesen, erklärt Ostermeier.

Ich freue mich auf September, wenn das Stück an der Schaubühne läuft – und lasse mich gerne überraschen, ob dann alles so sein wird, wie ich es mir jetzt ausmale.

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