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27. Februar 2016

Dauergast am Theater (Radiobericht)

Am 20.2.2016 strahlte Deutschlandradio Kultur ein Interview mit drei Theatergänger/innen, die ihre Lieblingsinszenierungen viele Male gesehen haben, aus.

Ein Ehepaar, das "Arturo Ui" (mit Martin Wuttke) am BE über 300 mal besucht hat und ein Schaubühnen-Freund, der "Hamlet" (mit Lars Eidinger) mehr als 35 mal gesehen hat.

Was bewegt Menschen dazu, bestimmte Inszenierungen immer und immer wieder zu sehen?

Das gibt es hier nachzuhören.

9. Juli 2013

Theater-Täter

Kann man die Qualität eines "Tatorts" (oder "Polizeiruf 110") daran ablesen, ob ein oder mehrere Theaterschauspieler mitspielen (und in welcher Rolle)? Ich kenne viele, die sich einen Sonntagabendkrimi nur anschauen, wenn von ihnen geschätze Theaterschauspieler mitspielen, weil sie die Drehbücher nicht gut finden und die Umsetzung ansonsten überhaupt einfach schlecht.

Nehmen Theaerschauspieler viel von ihren Rollen mit in den Sonntagabendkrimi? Martin Wuttkes Keppler aus dem Leipziger Tatort hat wenig mit den Figuren zu tun, die er beispielsweise in der Volksbühne spielt.

Eine interessante Betrachtung zum Thema "Tatort und Theater" liefert Matthias Dell auf nachtkritik.de als "Versuch das Theater im Tatort wiederzuerkennen". Unter anderem stellt er Überlegungen darüber an, ob es sich lohnen würde eine Art Deutschlandkarte zu erstellen, in der verzeichnet ist, welche der deutschsprachigen Bühnen die meisten Schauspieler für den "Tatort" stellt. Ebenfalls wäre eine Variante denkbar, in der bilanziert wird, von welchen Schauspielschulen die Darsteller kommen.

Ein lesenswerter Artikel!

13. Januar 2013

Alles eine Frage des Lichts: Polleschs „Don Juan“ mit Martin Wuttke in der Volksbühne


Wuttke/Pollesch – eine verlässliche Kombination für einen amüsanten Abend. René Pollesch hat sich für die Molière-Trilogie an der Volksbühne „Don Juan“ vorgenommen, von dem – wie nicht anders zu erwarten – am Ende nicht viel mehr übrig bleibt als der Name. Denn eigentlich ist es ein Stück über den Schauspieler Martin Wuttke, der auch im „Geizigen“ (Regie: Frank Castorf) und im „Eingebildeten Kranken“ (hier führt er selbst Regie), die Hauptrolle spielt.

Dazu der bekannte Pollesch-Sprech im typisch leiernden Tonfall  mit den üblichen Pollesch-Schauspielern (Brigitte Cuvelier, Jean Chaize u.a.): In den ersten Szenen ein ständiges Wiederholen einer Textpassage  über Begehrlichkeiten und schwindende Attraktivität im Reigen der Schauspieler. Sie fallen dabei unentwegt übereinander her, küssen sich ab und begrabbeln sich. Und mittendrin Wuttke – das Hauptobjekt des Begehrens. Wuttke im Rollstuhl. Trotz Wadenbeinbruchs steht er auf bzw. rollt und humpelt über die Bühne. Seine jüngsten krankheitsbedingten Ausfälle werden damit zum Thema. Sein Nichterscheinen bei der Premiere von „Der Geizige“ in Wien im Sommer des letzten Jahres ist eines der zentralen Themen im Stück. Sein „größter Erfolg“ sei es gewesen  – eine Anspielung auf die vielen Spekulationen der Boulevard-Presse, die aus einem eigentlich untragischen Vorfall eine riesen Sache machte.

Polleschs typische Assoziationsketten: „Deine letzte SMS hatte auch nicht mehr die Größe von früher.“ (Wuttke zu Lilith Stangenberg) – „Erzähl du mir nichts von Größe.“ (sie zu Wuttke, den sie um fast zwei Köpfe überragt).  Und: Das Licht, das sich geändert habe, sei schuld daran, dass er nicht mehr attraktiv wirke. Wenn die Scheinwerfer auf die Reihe der Schauspieler gerichtet sind, steht Wuttke im Dunkeln und ist nicht zu sehen.

Eine der komischsten Szenen ist das Namen-Kauderwelsch, das minutenlang zelebriert wird und dann am besten wirkt, wenn die Schauspieler dabei selbst lachen müssen. Ich mag so was sehr!
Auffällig sind die zahlreichen Texthänger, die Souffleuse steht  – auch das kennt man von Pollesch – mit auf der Bühne. Ob sie die Beinschiene nur als Anspielung auf Wuttkes Beinverletzung trägt oder gar selbst eine hat, weiß man nicht. Das passt zum Abend, an dem Realität (Wuttke) und Stück ständig durcheinandergemischt werden, dass es irgendwann auch keine Rolle mehr spielt.

Mit: Franz Beil, Maximilian Brauer, Jean Chaize, Brigitte Cuvelier, Lilith Stangenberg und Martin Wuttke

Regie: René Pollesch
Bühne: Bert Neumann
Kostüme: Nina von Mechow
Licht: Lothar Baumgarte
Dramaturgie: Anna Heesen

21. Mai 2012

tt12: Fünf Stunden "Platonov" mit Burgtheater-Stars / 3sat Innovationspreis für Nicolas Stemann

Burgtheater-Stars: Johanna Wokalek und Martin Wuttke (Foto: Georg Soulek)
Nachdem man die erste Stunde überstanden hat, wird die restliche Zeit von Alvis Hermanis’ „Platonov“ (Burgtheater Wien/Akademietheater) doch noch kurzweilig. Während das Stück am Anfang noch dahinplätschert und man sich fragt, ob man die fünf Stunden durchsteht – dabei ist die Inszenierung bei weitem nicht die längste auf dem tt12: acht Stunden Faust 1+2, unzählige Stunden Borkmann – nimmt es spätesten mit Martin Wuttkes Auftritt (wie zu erwarten) Fahrt auf. Absoluter Höhepunkt ist die lange Szene nach der Pause, in der Platonov (Wuttke) mit Isaac Abramovic (Fabian Krüger) über die Leidenschaft zu Anna Petrovna (Dörte Lyssewski) fabuliert. Beide sind nach einer langen Partynacht stockbesoffen – eine dankbare Szene für die beiden Schauspieler, die hier Komik vom Feinsten zeigen können und dem Publikum die verdienten Lacher bescheren. Überhaupt trägt der Liebes- und Beziehungsreigen des Stückes im zweiten Teil dazu bei, dass die Handlung eine größere Spannung erfährt. Neben Martin Wuttke als Star und Hauptfigur des Stückes bleibt vor allem Dörte Lyssewski (Megastimme, imposante Erscheinung, starkes Spiel) in Erinnerung.


Eine Zukunft für Sofia (J. Wokalek) und Michael (M. Wuttke)? (Foto: Georg Soulek)
Damit es das Publikum nach dem Theatermarathon nicht allzu schnell in den Garten der Berliner Festspiele zieht, um dort am Lagerfeuer bis in die Nacht zu feiern und diskutieren, spendiert 3sat Freigetränke für alle. Nach einer kurzen Pause wird zum Abschluss des Theatreffens nämlich noch der 3sat Innovationspreis verliehen. Und der geht dieses Jahr an Nicolas Stemann: Toll! Weil Stemann nicht nur ein großartiger Regisseur ist, sondern auch noch richtig gut reden kann, findet der Abend einen würdigen Abschluss.

Die Neuerungen, wie ein anderes, schickeres Coporate Design und räumliche Veränderungen, die wohl dem neuen Intendanten der Berliner Festspiele, Thomas Oberender und der neuen Leiterin des Theatertreffen, Yvonne Büdenhölzer, zu verdanken sind, haben dem tt12 gut getan. Wie immer wurde über die Auswahl gestritten und die eine oder andere eingeladene Inszenierung von Kritikern und Zuschauern mit Kopfschütteln bedacht. Aber das wird sich wohl nie ändern und gehört einfach dazu.

23. März 2011

Vor und hinter der vierten Wand: "Schmeiß dein Ego weg" (Volksbühne)

Ein Chor, keine stringente Handlung, hinter der Bühne wird gefilmt und Martin Wuttke in der Hauptrolle. Welcome to Pollesch! In "Schmeiss dein Ego weg!" an der Volksbühne mit Margit Carstensen und Christine Groß (die man ebenfalls aus René Polleschs Stücken kennt) geht es um die Frage, was die Seele ist. Kann sie getrennt vom Körper gesehen werden? Oder ist sie Teil des Äußerlichen? ("Reden Sie doch nicht immer von inneren Werte! Sehen Sie sich einen Geldschein an! Da sieht jeder nur den inneren Wert und nicht, was an ihm äußerlich ist, das Material, das Papier, auf das es gedruckt ist.") Und es geht um die vierte Wand auf der Theaterbühne, hinter der ein weiterer Raum offen gelegt, in dem gespielt und gefilmt wird. Eigentlich könnte das Spiel hinter und das auf der Bühne auch umgedreht werden, da es sich bei dem Raum um ein vollständig eingerichtetes Wohnzimmer handelt. Wuttke hebt sich gegen die beiden um Contenace bemühten weiblichen Figuren durch sein energisches Spiel ab. Er veraussgabt sich - so kennen wir ihn -, verzweifelt und bäumt sich auf, um zu erklären, was für ihn von Bedeutung ist und was für ihn Liebe ist. "Schmeiß dein Ego weg!" ist ein einstündiges Suchen und Nicht-Finden voller Humor und mit tollen Schauspieler/innen.

22. August 2010

Die Besten auf der Bühne

In Berlin laufen einem ständig Schauspieler/innen über den Weg, die man von einer der vielen Bühnen kennt. Jedes mal, wenn ich ein bekanntes Gesicht sehe, freue ich mich so, als würde ich einen alten Bekannten treffen. Wenn ein/e Schauspieler/in, die/den ich besonders mag, neben mir im Café sitzt oder hinter mir an der Kasse steht, überlege ich immer, ob ich mal „Hallo!“ sage und „Ich fand dich in dem-und-dem Stück besonders gut.“

Wenn mich jemand fragt, welchen Schauspieler oder welche Schauspielerin ich am liebsten mag, fällt es mir gar nicht so leicht, eine Antwort zu geben. Es gibt so viele Theaterschauspieler/innen, die ich aus unterschiedlichen Gründen toll finde. Trotzdem habe ich hier eine Liste, meiner Top-3 Schauspieler und Schauspielerinnen erstellt.

SCHAUSPIELER


Martin Wuttke (Berliner Ensemble) – Mein All-time-favourite allein schon wegen Arturo Ui (Berliner Ensemble) - und das seit 15 (!) Jahren. Auch seine eigenen Inszenierungen am BE sind brillant, vor allem „Pffft oder der letzte Tango“. Schade, dass er an die Burg gewechselt und daher nur noch selten in Berlin zu sehen ist.

Lars Eidinger
(Schaubühne) – „Hamlet“ ist mein Lieblingsstück von Shakespeare. Dementsprechend bin ich anspruchsvoll, wenn es um die Besetzung und die Inszenierung des Stückes geht. Seit zwei Jahren ist Lars Eidinger mein neuer Lieblings-Hamlet, denn er hat der Figur noch ein paar neue Facetten gegeben. Schwer zu glauben, dass das noch zu toppen ist. Bewundernswert an Eidinger ist vor allem seine bedingungslose Hingabe an jede Rolle.

Ulrich Matthes
(Deutsches Theater) – Wenn man Matthes auf der Bühne sieht, hat man nie das Gefühl, dass da ein Schauspieler steht. Matthes “unterspielt“ all seine Rollen so, dass das Handwerk des Schauspiels quasi zum verschwinden kommt. Man nimmt ihm einfach jede Figur 100prozentig ab.

SCHAUSPIELERINNEN

Carmen-Maja Antoni
(Berliner Ensemble) – Wenn man in ein Stück mit Carmen-Maja Antoni geht, kann man eigentlich nichts falsch machen. Egal, wie gut oder schlecht die Inszenierung ist, sie rettet immer den Abend. Sie hat ein unzweifelhaft komisches Talent. Außerdem hat sie mal bei einem Publikumsgespräch, als ein Zuschauer von der „Pflicht ins Theater zu gehen“ sprach, geantwortet: „Aber was für eine schöne Pflicht!“... Jawohl!

Meike Droste
(Deutsches Theater) – Sie ist so uneitel und echt auf der Bühne, dass man ihr jede Rolle abkauft. Oft strahlt sie eine gewisse Melancholie aus, die ihre Darstellung umso glaubhafter macht. Es gibt keinen Grund, Meike Droste nicht zu mögen. Sie braucht keine übertriebene Show, denn sie hat eine unglaubliche Aura.

Sophie Rois (Volksbühne) - Die Intensität des Spiels von Sophie Rois ist so stark, dass sie eigentlich niemanden kalt lassen kann. Deswegen zieht sie das Publikum bei jedem Auftritt scheinbar mühelos in ihren Bann. Dies zusammen mit ihrem bezaubernden österreichischen Akzent, macht sie für mich zu einer Lichtgestalt auf der Bühne.

Besonders erwähnen möchte ich außerdem:
Stefan Kurt, Samuel Finzi, Traute Hoess, Stefan Stern, Dejan Bucin, Jürgen Holtz, Alexander Scheer, Michael Maertens, Alexander Khuon, Michael Schweighöfer, Götz Schubert, Josef Bierbichler, Sabin Tambrea, Christopher Nell…