Ein Baby? Kann man ein Kind in eine Welt setzen deren Bevölkerung explodiert, in der Ressourcen knapp werden, deren Zukunft ungewiss ist? Den CO2 Fußabdruck eines Menschenlebens auszugleichen ist praktisch unmöglich. Drohend hängt ein digitaler Zähler über der Bühne: Über 7 Milliarden Menschen und es werden jede Sekunde 2,6 mehr. Der Zähler tickt unerbittlich immer weiter. Wer diesen Effekt einmal erleben will, kann z.B. hier klicken.
Kinderkriegen in einer solchen Welt: Ein Thema das vermutliche viele Paar umtreibt. Die Gespräche, die das Paar führt, sind soetwas wie Blaupausen typischer Paar-Diskussionen, die Selbstgespräche der Spiegel vieler Zweifel und Ängste, die man als nicht mehr ganz junger Mensch in sich trägt. Das Paar – gebildet, dem Jugendlichenalter entwachsen und in einer Großstadt lebend – wird schließlich schwanger, verliert das Kind, trennt sich, wird nach einem Wiedertreffen erneut schwanger und bekommt schließlich das Kind, von dem sie nie sicher waren, ob sie es wollen. Die Zeitsprünge zwischen den einzelnen Episoden in Duncan Macmillans Text werden immer kürzer. Nach einem „Routineeingriff“ hört er auf zu treten. Das Licht an seinem Podium geht in Sekunden aus. Dieser Effekt geht nahe. Im Publikum sind Laute der Erschütterung zu hören. Sie bleibt zurück, doch auch das Licht ihres Podium erlischt nur wenige Minuten später. Das 75minütige Surren der Räder verstummt. Zwei Menschenleben sind beendet.
Katie Mitchells Regie-Einfall: Der gesamte Strom, der für den Abend benötigt wird, wird durch die Schauspieler und vier weitere Radfahrer, die auf Standrädern sitzen erzeugt. Die Podien und weiteren Bühnenaufbauten sind aus Recyclingmaterialen gefertigt oder stammen aus dem Schaubühnenfundus. Somit wurden keine neuen Materialien verwendet.
Weitere Information zu "Amen".
Fotos: Stephen Cummiskey
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