28. Januar 2014

Erde fressen und Heulen - Gastbeitrag von Antje Asmus über die 200ste Vorstellung von "Hamlet" an der Schaubühne




Erde fressen und Heulen. Verraten sein. Zutiefst gekränkt. Die Welt ist schlecht, die Menschen falsch und Rache (k)eine Option. Dazwischen Spielen. Theater machen. Großartig. HAMLET. Melancholiker und Dramaturg. Zum 200. Schaubühne Berlin. Eidinger, die Spielmaschine.

„Und Schleudern wüsten Schicksals stumm zu dulden, Oder das Schwert zu ziehn gegen ein Meer der Plagen, Und im Anrennen enden: sterben ... – schlafen“ (III Akt, 1. Szene)

Das Gefängnis Welt öffnet bis zum Schluss des Abends nicht seine Tür. Nicht zugunsten von großem Slapstick, nicht zugunsten mächtiger (Video)Bilder oder der ins Mark gehenden Musik, nicht zugunsten scheinbaren Selbstmitleids und nicht zugunsten der zur Schau gestellten Künstlichkeit.

Text und seine Personen sind reduziert, Schlüsselsätze sind wiederholend markiert. Das macht den Abend zugänglich(er). Wir hören Hamlet/Eidinger sagen: „Geht mal ab, ich will hier einen M_o_n_o_l_o_g stemmen“ oder „Mach mal das Licht aus.“ Mit dem Publikum wird die Schuld(fähigkeits)frage erörtert. Wir sehen also, dass hier gespielt wird, dass Hamlet/Eidinger doppelt inszenieren. Wer werden auch auf das Beste unterhalten.




Und dennoch fühlen wir: Erde fressen müssen auf des Königs Grab. Wir verzweifeln mit Ophelia, Laertes und Hamlet. Wohlgefallen löst die traurige Passivität zwischen Wille und Ziel nicht ab. Da hilft auch das Schreien, Wüten und Töten nicht. Es gibt kein Ziel in Hamlet. Nur Sehnsucht. Vielleicht nicht leicht.


Weitere Infos zur Inszenierung auf der Seite der Schaubühne.

Fotos: Arno Declair


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