22. Mai 2011

tt11: Gedanken zu "Via Intolleranza II" von Christoph Schlingensief


Christoph Schlingensief fehlt. Und dann ist er irgendwie doch da. In der Schlusszene von Via Intolleranza II sitzt er auf der Bühne - eine Filmprojektion. Und man glaubt - möchte glauben -, dass er da jetzt wirklich spricht. Afrika helfen, ohne zu manipulieren - geht das überhaupt? Helfen, ohne dabei den Gutmenschen in sich zu befriedigen. Um dieses Dilemma geht es im Stück. Ein Dilemma, dem sich Schlingensief selbst während seines Operndorf Projekts immer wieder bewusst wurde. Seine Zweifel werden im Stück gezeigt, in den Text gearbeitet. Und manchmal weiß man nicht, ist das jetzt Ironie oder war das so ("Es wurden schon 319 Euro für das Projekt an Spendengeldern gesammelt.") Als Zuschauer/in ertappt man sich dabei, wie man seine Reaktion überprüft: Darf man jetzt lachen oder nicht? Und an vielen Stellen im Stück: Wird da jetzt ein Afrika-Klischee gezeigt und überspitzt dargestellt, das man als gebildete/r Zuschauer/in natürlich durchschaut oder merkt man gar nicht, wie sehr man selbst, in die Klischee-Falle tappt? Veralbern die auf der Bühnen einen gar oder ist vieles ganz schön Ernst gemeint? Als einer der Schauspieler aus Burkina Faso nach dem Schlussapplaus versucht, das Publikum zum Mitsingen zu animieren, kommen nur ein paar verhaltene Töne zurück. Und einige peinlich berührte Lacher. Das ist nichts für das Theatertreffenpublikum - da ist es wieder das Dilemma.

"Das Operndorf Afrika soll Produktions- und Lebensbedingungen schaffen, durch die in einem der finanziell ärmsten Länder der Welt Ausbildung, Austausch und Kunstproduktion möglich werden. [...] Das Operndorf soll ein eigenständiger Organismus sein, der dann wächst, wann er es will, der aus sich selbst heraus seine Eigenarten entwickelt und unwahrscheinliche Konstellationen erzeugt." ( aus: Programmheft "Via Intolleranza II")

Weitere Infos und Spendenmöglichkeiten hier!

Foto: Aino Laberenz

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