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26. April 2011

Kein Blick hinter die Maske: "Im Dickicht der Städte" (BE) - Gastblog


Mit TheaterBlick Gastbloggerin Anna habe ich "Im Dickicht der Städte" (Inszenierung: Katharina Thalbach) im BE besucht. Ihre Eindrücke zum Stück beschreibt sie wie folgt:

Ein mir völlig unbekanntes Brechtstück, das ich gefühlsmässig zwischen NYC, Bukarest und Kolumbien ansiedeln würde - ohne auch nur eins davon zu kennen. Es vereint alle Abgründe dieser Welt und schmilzt alles zusammen in einen dicken Klumpen Ziel- und Sinnlosigkeit, die täglich vor der Tür lauert. Dabei haben die Schauspieler aber so entrückend und - eben maskiert - gespielt, dass kaum eine Identifikationsmöglichkeit bestand, auch wenn eigentlich alle menschlichen Eigenschaften und Abgründe gleichzeitig bedrohlich nahe waren. Eine Mischung aus bekannten, vielleicht auch verdrängten Gefühlen, dem Geschmack von mittelmäßigem Magazinjounalismus, den man sich voyeuristisch reinzieht und der irgendwie kleben bleibt und alltäglichem realistischem Wahnsinn. Und weil niemand da so wirklich durchblickt, klopft man einfach mal bei jemandem an, der meint noch Ideale zu haben, um ihn über einer vermeintlichen Ziellinie zu brechen. So schnell kann das gehen....

Ich möchte dem noch folgendes hinzufügen:
Möglicherweise werde ich zukünftig bei dem Wort "Absinth" sofort an ein flirrendes grün-gelbes Licht denken müssen. Dieser Effekt wurde in der Inszenierung eingesetzt, um den "Genuss" ebenjenes Getränks zu visualisieren.

Foto: Barbara Braun

6. Juli 2010

Eines Abends wird ein Getös' sein: "Die Dreigroschenoper" (BE)


Der Mensch ist gar nicht gut,
Drum hau' ihn auf den Hut.
Hast du ihn auf den Hut gehaut,
Dann wird er vielleicht gut.
Denn für dieses Leben
Ist der Mensch nicht gut genug.
Darum haut ihn eben
Ruhig auf den Hut.

(Jonathan Jeremiah Peachum)



Christina Drechsler (Polly Peachum), Stefan Kurt (Macheath)
Foto: Lesley Leslie-Spinks


Schön wars mal wieder! Mal wieder eine Inszenierung von Robert Wilson am BE: Die Dreigroschenoper. Natürlich könnte man auch sagen, kennst du eine, kennst du alle. Denn die Wilson-Inszenierungen sind sich in ihrer Ästhetik ähnlich und viele Elemente wiederholen sich. Außerdem arbeitet Wilson immer wieder mit den gleichen Schauspielern. Aber wenn man wie ich Gefallen daran gefunden hat, dann kann man eigentlich auch nicht genug davon bekommen. Nicht genug von den tollen Kostümen, den roten Haaren und den androgyn geschminkten Gesichtern. Wilsons bricht in all seinen Inszenierungen die Geschlechterrollen auf und öffnet die Beziehungen der Figuren.

Hinzu kommt, dass ich die Musik der Dreigroschenoper so gerne mag, dass ich am liebsten immer mitsingen würde. Die gesangliche Leistung des Ensembles war wie immer solide und dem Stück absolut angemessen. Großartig war natürlich auch Stefan Kurt (der mir schon in Wilsons Leonce und Lena als Valerio von allen am besten gefallen hat) als Mackie Messer. Unter den weiblichen Darstellerinnen hat mir Traute Hoess besonders gefallen, weil sie die Celia Peachum mit so viel Witz und Charme spielt, dass sie zum heimlichen Star des Abends wird.