15. Dezember 2016

This is not a….. theatre critique: "Richard III." (Schaubühne) - Gastbeitrag von Anna R.

Männlich, verbittert, kriminell, häßlich sucht….und ich komme extra aus Bonn angereist, um genau diesem Mann meine Aufmerksamkeit zu schenken. Eine Binsenweisheit, dass mensch immer das woanders sucht, was er zu Hause nicht hat.

Also gut, ich reise nicht nur an, um mich dieser Ungestalt feilzubieten und dem eigenen Voyeurismus zu fröhnen. Es ist noch viel abgründiger: Meine liebste lange Freundin Maren, sorgt ca. einmal im Jahr dafür, dass wir unsere Abgründe bei mode,- gesundheits- und politbewusstem Essen, Trinken und Handeln updaten. Durch sie ist es mir möglich wenigsten EINEN Haken hinter die Liste der „Must-Haves“ der deutschen Theaterinszenierungen zu machen. In diesem Jahr getoppt dadurch, dass wir nicht nur die gleichen Blousons in der gleichen Boutique erwerben sondern diese tatsächlich auch zusammen zu Aufführung in die Schaubühne tragen. Auch wir spielen ein Schauspiel. Manchmal trinken wir aber auch einfach mal nur Kaffee miteinander.

Aber genug des kleinbürgerlichen Wahnsinns, Richard III. on stage. Was sage ich? Im Globe. Die Welt in der Welt. Und ich bin mittendrin. Im Dreck, gespickt mit goldenem Konfetti, im Sumpf aus Familien,- und Machtkampf auf allen Ebenen, von höchster Stelle abgesegnet.

Konfetti-Rausch - Das Schaubühnen-Ensemble (Foto: Arno Declair)

Es scheint nur ein Schritt zu sein, um selbst an diesem Spiel mitzumischen. Erschreckend banal. Wenn da nicht der gerade erlebte Wahlsieg eines Donald Trumps wäre. Oder ist auch das einfach banal? Bekomme ich vielleicht einfach nicht mit, dass ich in meinem Mikrokosmos wechselweise die Rolle von jedem einzelnen dieser Familienmitglieder und Bediensteten einnehme?

Lars Eidinger als Richard III. (Foto: Arno Declair)

Kein Vorhang, eher ein Abhang. Das Licht geht aus. Es gibt keinen Applaus. „Warum denken die Leute in letzter Zeit hier immer, das Stück geht noch weiter…?“ so oder so ähnlich beschwert sich Hamlet…äh…Richard. Lars. Bevor es ihn dann doch gibt, den Applaus. Jeden und jede Einzelne möchte ich umarmen und beklatschen, von diesem geilen Schaubühnenfamilienteamwahnsinn.

Kein Abgang (Foto: Arno Declair)

Und bekomme sogar noch Autogramme: Von Laurenz, Jenny, Robert und Moritz. Und ein artiges Dankeschön, dafür, dass ich extra aus Bonn angereist bin. „For there is nothing either good or bad. But thinking makes it so.“ DankeMarendankeSchauspieldankeLeben.

Widmung von Lars Eidinger im Richard-Programmheft (Foto: Anna R.)
Widmung von Lars Eidinger (Foto: Anna R.)
Unterschriften des Schaubühnen-Ensembles (Foto: Anna R.)


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