Max Penthollow schreibt mir...
Liebe Maren,
hier habe ich für Dich – wie neulich schon besprochen - meinen Text zur „Theaterpraktischen Werkstatt“ an der Schaubühne. Sie wird regelmäßig durchgeführt von den Vertreter/Innen der Theaterpädagogik, Leitung Wiebke Nonne seit 2014, davor Uta Plate.
Ich war schon oft da!
Ich habe es immer genossen, dabei zu sein, jeder einzelne Workshop war für mich ein besonderes Erlebnis und eine neue Erfahrung!
Was passiert da?
Wir arbeiten mit einem oder mit mehreren Menschen für eine kurze Zeit gemeinsam an einem sehr persönlichen kleinen Projekt, nämlich am Erfinden, Entwickeln und Aufführen einer kurzen Szene zu einem bestimmten Thema.
Wie funktioniert dieses Zusammenwirken von Menschen, die sich zum Teil nicht kennen, wie geht jeder einzelne an so eine Aufgabe heran, welche Dynamik entsteht und wie finden wir in der kurzen Zeit ein Ergebnis, eine Szene, die wir dann gemeinsam den anderen vorspielen?
Darauf gibt es keine Antwort, alles ist jedes Mal anders!
Das ist für mich immer wieder wunderbar an diesen kleinen Projekten, immer vollkommen spannend!
Einige Teilnehmer/Innen kommen regelmäßig hin und kennen sich untereinander schon aus früheren Workshops.
Die Szenen werden: klassisch, verrückt, absurd - verstörend, befreiend, entzückend - zum Lachen und zum Weinen. Cäsar spielt mit Cleopatra, Tigerstreifenbaby mit Tarzan. Es gibt immer Applaus!
Bei der Aufführung der Szenen haben wir immer wunderbare Momente erlebt: unterhaltsam, bezaubernd, inspirierend - überraschend: Großes Theater!
Das ist für mich das Besondere und Faszinierende an diesem Workshop: interaktive gemeinsame kleine Projekte und Großes Theater!
Allerfeinst!
Liebe Grüße
Max
Theaterpraktische Werkstatt, Theaterpädagogik Schaubühne, Probebühne im Studio, Leitung Wiebke Nonne.
Workshop jeweils zu einem bestimmten meist neueren Stück des Schaubühnen-Repertoires. Näheres im aktuellen Schaubühnen-Spielplan.
Ca. einmal monatlich, oft dienstags oder mittwochs, 18-22Uhr, vier Stunden, meistens ca. 20-25 Teilnehmer/Innen, alle Altersgruppen.
In der ersten Hälfte Warming Up, Kennenlernen, Lockerung, Entwicklung von Szenen zum Thema des Stücks in kleinen Gruppen. Kurze Pause, in der zweiten Hälfte Aufführung des Stücks in verkürzter Fassung. Alle sind einbezogen.
Neu seit Frühjahr 2015: auch Workshops in englischer Sprache, siehe aktueller Schaubühnen-Spielplan.
Karten kosten 2,50€, am besten frühzeitig reservieren und besorgen!
Infos zur Theaterpädagogik an der Schaubühne.
31. Oktober 2015
29. Oktober 2015
Viel Angst, viel Wut: Premiere "FEAR" von Falk Richter (Schaubühne)
Da ist ziemlich viel Wut im ersten Teil von Falk Richters neuem Stück FEAR. Wie kann es sein, dass in Deutschland seit Wochen Fremdenhass, Feindlichkeit gegen Homosexuelle und alternative Familienmodelle, Ablehnung der "Lügenpresse" und Politik massenhaft auf die Straße getragen und öffentlich im Netz und auf Pegida-Demos ausgedrückt werden? Woher kommt diese Angst?
Wie Zombies, unberechenbar, tauchen sie auf - Menschen mit Gedankengut, das man für längst überkommen hielt. Sehr aktuell, da nicht mal eine Woche vor der Premiere geschehen: Akif Pirinccis KZ-Rede und der Auftritt von Björn Höcke mit Deutschlandfahne bei Günther Jauch.
Auch andere Ängste spielen eine Rolle: Angst vor dem Verlust des Partners in einer Beziehung, Angst vor der Gestaltung der Zukunft...und natürlich unsere Angst vor Pegida, Neonazis, Fanatikern.
Mit Tänzeren und Schauspieler/innen versucht Falk Richter der Angst auf die Spur zu kommen. Verstärkt durch die Videos von Bjørn Melhus und O-Töne von Demonstranten. Natürlich ist das alles sehr performativ, aber man kann und darf sich gar nicht genug wehren gegen die Zombies.
"We are the others" - Frank Willens Worte am Ende des Stückes klingen fast wie eine Aufforderung.
Und wenn Tilman Strauß uns in seinem Monolog vorschlägt: Lasst uns doch versuchen, es anders zu machen und Alternativen auszuprobieren - dann ist das wie ein Appell uns nicht entmutigen zu lassen.
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Text, Regie und Choreographie: Falk Richter
(Die Choreographie entstand in Zusammenarbeit mit Denis Kuhnert, Frank Willens und Jakob Yaw.)
Bühne: Katrin Hoffmann
Kostüme: Daniela Selig
Musik: Malte Beckenbach
Video: Bjørn Melhus
Dramaturgie: Nils Haarmann
Licht: Carsten Sander
Mit: Bernardo Arias Porras, Denis Kuhnert, Lise Risom Olsen, Kay Bartholomäus Schulze, Alina Stiegler, Tilman Strauß, Frank Willens, Jakob Yaw
Dauer: ca. 120 Minuten
Weitere Infos und Trailer auf der Seite der Schaubühne.
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Die Zombies sind wieder da (Foto: Arno Declair) |
Auch andere Ängste spielen eine Rolle: Angst vor dem Verlust des Partners in einer Beziehung, Angst vor der Gestaltung der Zukunft...und natürlich unsere Angst vor Pegida, Neonazis, Fanatikern.
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Warum diese Angst? (Foto: Arno Declair) |
"We are the others" - Frank Willens Worte am Ende des Stückes klingen fast wie eine Aufforderung.
Und wenn Tilman Strauß uns in seinem Monolog vorschlägt: Lasst uns doch versuchen, es anders zu machen und Alternativen auszuprobieren - dann ist das wie ein Appell uns nicht entmutigen zu lassen.
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Text, Regie und Choreographie: Falk Richter
(Die Choreographie entstand in Zusammenarbeit mit Denis Kuhnert, Frank Willens und Jakob Yaw.)
Bühne: Katrin Hoffmann
Kostüme: Daniela Selig
Musik: Malte Beckenbach
Video: Bjørn Melhus
Dramaturgie: Nils Haarmann
Licht: Carsten Sander
Mit: Bernardo Arias Porras, Denis Kuhnert, Lise Risom Olsen, Kay Bartholomäus Schulze, Alina Stiegler, Tilman Strauß, Frank Willens, Jakob Yaw
Dauer: ca. 120 Minuten
Weitere Infos und Trailer auf der Seite der Schaubühne.
Labels:
Falk Richter,
Schaubühne
9. Oktober 2015
Max Penthollow schreibt mir // Kapitel 5 : Özzen Fözzen Tuzzi Muzzi – Walle Walle Bumm Bumm (Gedanken zu "Tartuffe" an der Schaubühne)
Max Penthollow schreibt mir...
Liebe Maren,
hier ist mein Text zu Tartuffe:
Tartuffe – Molière - Schaubühne – Regie: Michael Thalheimer - Premiere am 20. Dezember 2013
Der Inhalt
Der Hausherr Orgon ist so begeistert von dem besonders fromm und heilig erscheinenden Tartuffe, dass er ihm seine Tochter zur Frau geben und ihm sein Haus überschreiben will, damit Tartuffe für immer bei ihm und seiner Familie bleibt, „der gute Mann“!
Tartuffe macht sich an Orgons Ehefrau Elmire heran und vertreibt nach erfolgter Überschreibung des Hauses Orgon und seine ganze Familie aus dem Haus, fort, denn das Haus gehört ja jetzt ihm, Tartuffe.
Ein schlimmes Ende einer Komödie!
Die Historie: Molière, Tartuffe und Ludwig XIV
Molière musste sein Stück zweimal umschreiben (1664 bis 1669), die ersten beiden Fassungen wurden nach Premiere und Skandal verboten, erst die dritte Fassung kam auf die Bühne, protegiert vom König, Ludwig XIV, nur diese dritte Fassung soll noch erhalten sein.
Diese letzte Fassung hat ein Happy-End: Tartuffe ruft die Polizei, die erkennt in Tartuffe den lang gesuchten Betrüger und nimmt ihn fest, der König (!) in seiner großen Weisheit, Huld und Güte schafft Gerechtigkeit und löst den Vertrag über das Haus zugunsten von Orgon und seiner Familie. Alles wird endlich gut, die Familie kann im Haus wohnen bleiben, Tartuffe muss ins Gefängnis.
Ein schönes ausgleichendes glückliches Ende für gerechtigkeitsbewusste Genießer eines entspannenden und stimmungsgelösten Theaterabends zur Zeit Ludwigs XIV und zu allen Zeiten danach!
Die Schaubühnen-Fassung
Sie ist die mutmaßlich ursprüngliche verbotene Version von Molières Stück: die Schaubühnen-Fassung lässt das Happy-End weg. Das Stück endet böse: die Familie muss aus ihrem Haus raus und fertig!
Die tragenden Leit-Motive der Inszenierung:
Tongewaltige sakrale Musik im Orgel-Sound!
Dazu lautstark und wirkungssicher von Tartuffe (Lars Eidinger) deklamierte übermächtige alttestamentarische Bibelzitate über Gottes Segen und Fluch für Gehorsam und Ungehorsam, weitere eher verhaltene Bibelzitate am Schluss von der Zofe Dorine (Judith Engel / Cathlen Gawlich)!
Die Bühne als vertikaler quadratischer Kasten in Gold mit Stuhl und Wandkreuz, mitten in einem dunkelgrauen haushohen vertikalen Rad, mit diesem Rad rotierend!
Die handelnden Personen als bleiche Untote in zeitlosen Kostümen im Zombie-Look in bizarren Auftritten und Szenen!
„Özzen Fözzen Tuzzi Muzzi – Walle Walle Bumm Bumm!“
Am Schluss tritt Zofe Dorine – ganz in Schwarz - an die Rampe und spricht mit leiser Stimme:
"Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage? (…) Herr, es ist Zeit zu handeln; man hat dein Gesetz gebrochen."
Das Wesentliche ist für mich damit gesagt!
Ich fand’s wunderbar und fantastisch!
Meine Empfehlung: nichts wie hin!
Liebe Grüße
Max
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Von: Molière
Regie: Michael Thalheimer
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Nehle Balkhausen
Musik: Bert Wrede
Dramaturgie: Bernd Stegemann
Licht: Erich Schneider
Orgon: Ingo Hülsmann
Elmire: Regine Zimmermann
Tartuffe: Lars Eidinger
Dorine: Cathlen Gawlich
Mariane: Luise Wolfram
Damis: Franz Hartwig
Valère: Tilman Strauß
Cléante: Kay Bartholomäus Schulze
Madame Pernelle: Felix Römer
Monsieur Loyal: Urs Jucker
Dauer: ca. 105 Minuten
Weitere Infos zum Stück auf der Seite der Schaubühne.
Mein (Marens Bericht) zum Stück hier.
Liebe Maren,
hier ist mein Text zu Tartuffe:
Der Inhalt
Der Hausherr Orgon ist so begeistert von dem besonders fromm und heilig erscheinenden Tartuffe, dass er ihm seine Tochter zur Frau geben und ihm sein Haus überschreiben will, damit Tartuffe für immer bei ihm und seiner Familie bleibt, „der gute Mann“!
Tartuffe macht sich an Orgons Ehefrau Elmire heran und vertreibt nach erfolgter Überschreibung des Hauses Orgon und seine ganze Familie aus dem Haus, fort, denn das Haus gehört ja jetzt ihm, Tartuffe.
Ein schlimmes Ende einer Komödie!
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Fromm und heilig? Lars Eidinger als Tartuffe, Ingo Hülsmann als Orgon und Felix Römer als Madame Pernelle (Foto: Katrin Ribbe) |
Die Historie: Molière, Tartuffe und Ludwig XIV
Molière musste sein Stück zweimal umschreiben (1664 bis 1669), die ersten beiden Fassungen wurden nach Premiere und Skandal verboten, erst die dritte Fassung kam auf die Bühne, protegiert vom König, Ludwig XIV, nur diese dritte Fassung soll noch erhalten sein.
Diese letzte Fassung hat ein Happy-End: Tartuffe ruft die Polizei, die erkennt in Tartuffe den lang gesuchten Betrüger und nimmt ihn fest, der König (!) in seiner großen Weisheit, Huld und Güte schafft Gerechtigkeit und löst den Vertrag über das Haus zugunsten von Orgon und seiner Familie. Alles wird endlich gut, die Familie kann im Haus wohnen bleiben, Tartuffe muss ins Gefängnis.
Ein schönes ausgleichendes glückliches Ende für gerechtigkeitsbewusste Genießer eines entspannenden und stimmungsgelösten Theaterabends zur Zeit Ludwigs XIV und zu allen Zeiten danach!
Die Schaubühnen-Fassung
Sie ist die mutmaßlich ursprüngliche verbotene Version von Molières Stück: die Schaubühnen-Fassung lässt das Happy-End weg. Das Stück endet böse: die Familie muss aus ihrem Haus raus und fertig!
Die tragenden Leit-Motive der Inszenierung:
Tongewaltige sakrale Musik im Orgel-Sound!
Dazu lautstark und wirkungssicher von Tartuffe (Lars Eidinger) deklamierte übermächtige alttestamentarische Bibelzitate über Gottes Segen und Fluch für Gehorsam und Ungehorsam, weitere eher verhaltene Bibelzitate am Schluss von der Zofe Dorine (Judith Engel / Cathlen Gawlich)!
Die Bühne als vertikaler quadratischer Kasten in Gold mit Stuhl und Wandkreuz, mitten in einem dunkelgrauen haushohen vertikalen Rad, mit diesem Rad rotierend!
Die handelnden Personen als bleiche Untote in zeitlosen Kostümen im Zombie-Look in bizarren Auftritten und Szenen!
„Özzen Fözzen Tuzzi Muzzi – Walle Walle Bumm Bumm!“
Am Schluss tritt Zofe Dorine – ganz in Schwarz - an die Rampe und spricht mit leiser Stimme:
"Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage? (…) Herr, es ist Zeit zu handeln; man hat dein Gesetz gebrochen."
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Die "Untoten": Cathlen Gawlich als Zofe Dorine und Tilman Strauß als Valère (Foto: Katrin Ribbe) |
Das Wesentliche ist für mich damit gesagt!
Ich fand’s wunderbar und fantastisch!
Meine Empfehlung: nichts wie hin!
Liebe Grüße
Max
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Von: Molière
Regie: Michael Thalheimer
Bühne: Olaf Altmann
Kostüme: Nehle Balkhausen
Musik: Bert Wrede
Dramaturgie: Bernd Stegemann
Licht: Erich Schneider
Orgon: Ingo Hülsmann
Elmire: Regine Zimmermann
Tartuffe: Lars Eidinger
Dorine: Cathlen Gawlich
Mariane: Luise Wolfram
Damis: Franz Hartwig
Valère: Tilman Strauß
Cléante: Kay Bartholomäus Schulze
Madame Pernelle: Felix Römer
Monsieur Loyal: Urs Jucker
Dauer: ca. 105 Minuten
Weitere Infos zum Stück auf der Seite der Schaubühne.
Mein (Marens Bericht) zum Stück hier.
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