5. März 2011

"Noli me tangere" mit einer Prise Shakespeare (F.I.N.D. / Schaubühne)

"Noli me tangere" (Rühr mich nicht an) sagt Jesus Christus zu Maria Magdalena nach seiner Auferstehung im Evangelium des Johannes. Im gleichnamigen Stück von Jean-François Sivadier wird die Geschichte vom Tod Johannes des Täufers neu erzählt. Die Inszenierung des Théâtre National de Bretagne, Rennes/Frankreich ist zur Zeit im Rahmen des F.I.N.D. (Festival of International New Drama) an der Schaubühne zu Gast.

Ein knapp dreistündiges Stück (ohne Pause) in französischer Sprache mit deutschen Obertiteln ist keine leichte Kost - vor allem bei der Fülle der Motive und Anleihen aus Geschichte und Literatur. An vielen Stellen lässt Shakespeare grüßen. Etwa als eine Laiendarstellertruppe ein Stück einstudiert und Schauspieler Jean sich als "Nachfahre" von Nick Bottom entpuppt. Außerdem findet sich eine gute Prise Hamlet in dem Stück. Dies entgeht auch dem Engel nicht ("Ist das nicht die Geschichte über den Prinzen von Dänemark?"), der bei seinen Auftritten auf eine gute Performance setzt, Glitzer vertreut und als eine Art Moderator das Publikum mit viel Witz immer wieder ab und auf den Boden bzw. zurück in die Realität des Theatersaals holt ("In welchem Land bin ich hier?" - "Deutschland." - "Hab ich noch nie von gehört.") Überhaupt wird die Handlung immer wieder vom Spiel im Spiel und Zwischenspiel durchbrochen. Zudem spielen fast alle Schauspieler mehrere Rollen, so dass die verschiedenen Ebenen des Stückes sich immer wieder aufeinander beziehen.

Im Laufe des Abends durchlebt der Zuschauer gemeinsam mit den Figuren des Stückes die gesamte Riege der Emotionen: Das Stück wechselt temporeich zwischen Spaß, Wut, Entsetzen, Spannung...

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