10. November 2010

Flaschenbier und Nagellack: "Jacke wie Hose" (BE)


In Jacke und Hose mit Hut kommt sie auf die Bühne: Svetlana Schönfeld als Max (Ella) Gericke in „Jacke wie Hose“ von Manfred Karge. Der raubeinige Kerl, den sie darstellt, raucht, trinkt und lackiert sich die Fingernägel. Und sie erzählt ihre Geschichte bzw. die ihres früh verstorbenen Mannes. Dabei wechselt sie die Tonlage und Stimmung je nach „Rolle“ und versucht, sich dabei immer mehr in eine Frau zu verwandeln – mit Kleid, hohen Schuhe und Lippenstift. Die Zuschauer erfahren, dass sie, um ihre Existenz zu sichern, in die Hose/Rolle ihres Mannes schlüpfen und dabei ihre Weiblichkeit ein Leben lang verneinen musste. Auch wenn sie fröhlich singt ("Puppchen, mein Puppchen!"), spürt man die Melancholie, die sie umgibt. Ella/Max hat ihre Rolle gut gespielt – zu gut. Denn: Sie ist nach der langen Zeit in Hosen unfähig Frau zu sein. Unbeholfen sind ihre Gehversuche in den hohen Schuhen und der Eierlikör will einfach nicht schmecken.

„Jacke wie Hose“ am BE ist eine Geschlechterstudie, in der Rollenbilder, die gesellschaftlichen Vorgaben unterworfen werden, kritisch hinterfragt werden. Eine Frau muss ihre Persönlichkeit negieren, um in einer patriarchalisch geprägten Welt zu überleben.

Svetlana Schönfeld spielt Ella-Max virtuos und schafft es die Zerrissenheit der Figur überzeugend darzustellen. Diese Schauspielerin, die den gut einstündigen Monolog mühelos meistert, muss man einfach mögen.

Foto: Barbara Braun

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