Wenn es gut werden muss!
Am Mittag des gleichen Tages habe ich
Carolin Emckes Streitraum besucht. Thema: Kosmopolitismus und
Menschenrechte. Carolin Emcke äußerte, dass Sie sich große Sorgen
darüber mache, wo heute überhaupt noch Demokratiebildung
stattfinde. Ihre Hoffnungen setze sie ins Theater. Diese Idee, was
Theater leisten kann, im Kopf ging ich in den Diskussionsabend an der
Schaubühne.
Insgesamt hatte ich von diesem Abend etwas anderes erwartet. Mehr Einblicke in die Möglichkeiten, die Theater hat. Leider ist die Diskussion zu stark in Erklärungsversuche über die Gründe für das Erstarken der AfD abgedriftet. Das wäre vielleicht nicht so schlimm gewesen, wenn die Diskutant/innen dabei nicht immer wieder die Frage „Wozu spielen?“ aus den Augen verloren hätten.
Mir fällt es schwer, den Abend und die Ergebnisse der Diskussion zu bewerten.
Max hat es dennoch versucht und hier sind seine Gedanken zu dem Abend.
Max Penthollow schreibt mir...
Insgesamt hatte ich von diesem Abend etwas anderes erwartet. Mehr Einblicke in die Möglichkeiten, die Theater hat. Leider ist die Diskussion zu stark in Erklärungsversuche über die Gründe für das Erstarken der AfD abgedriftet. Das wäre vielleicht nicht so schlimm gewesen, wenn die Diskutant/innen dabei nicht immer wieder die Frage „Wozu spielen?“ aus den Augen verloren hätten.
Mir fällt es schwer, den Abend und die Ergebnisse der Diskussion zu bewerten.
Max hat es dennoch versucht und hier sind seine Gedanken zu dem Abend.
Max Penthollow schreibt mir...
Jeden Tag geschehen Dinge in der Welt,
die wir nicht verstehen. Wir müssen es aber versuchen!*
(*Werbeslogan für den
"Stern" aus den 1980er Jahren)
"Die Zeit ist aus den Fugen…"
- wozu spielen?
Diskussionsabend in der Schaubühne am
Sonntag, 16. Oktober 2016, 20:30 Uhr, mit Thomas Ostermeier, Ulrich
Matthes, Maxi Obexer, Falk Richter
Moderation: Peter Claus,
Kulturradio (rbb)
Liebe Maren,
gestern waren wir beide bei der
Podiumsdiskussion in Saal C in der Schaubühne, hier sind meine
Eindrücke und Gedanken dazu:
"Die Zeit ist aus den Fugen"
ist ein Zitat aus "Hamlet" von William Shakespeare. "The
time is out of joint!"
Die Zeit war und ist schon immer aus
den Fugen! Und die Menschen haben immer Kunst gemacht und sich in der
Kunst mit den Dingen in ihrer Welt beschäftigt und darstellende
Kunst und Theater und Performances gemacht. Seit 2400 Jahren und
Aischylos ist es belegt und wir wissen es genau!
In 85 Generationen Homo sapiens seit
Homer ist unsere Spezies in 2800 Jahren (bei angenommenen 3
Generationen pro 100 Jahre) genetisch gleich geblieben. Die Menschen
waren gegenüber ihren Mitmenschen zu allen diesen Zeiten und in den
Zeiten davor liebevoll, fürsorglich und solidarisch - so wie heute -
und genauso auch immer – auch massenweise – aggressiv, mörderisch
und grausam - so wie heute. In diesem Sinne war und ist die Zeit und
die Welt schon immer aus den Fugen - oder eben auch nicht!
Wozu spielen? Ich sehe es so: weil sie
spielen müssen! Weil die Menschen immer Theater gemacht haben! Aus
Leidenschaft! Und wozu? Und wozu noch? Um Spaß zu haben oder um die
Welt zu verändern, um andere Menschen aufzurütteln, als Getriebene,
aus Besessenheit und Lust am Spielen, zur Selbstverwirklichung, für
Anerkennung und Bewunderung, für den eigenen Narzissmus, um zu
zeigen, was sie können, um die Leidenschaft für das Theater und die
Darstellende Kunst mit anderen Menschen zu teilen, um ihren
KönigInnen treu zu dienen, um Geld und Lebensunterhalt zu verdienen,
zum Lachen und zum Weinen und zum Heulen. Aus Lust und Leidenschaft,
apollinisch und dionysisch!
So verstehe ich das Thema!
In Marius von Mayenburgs Schaubühnen-Übersetzung sagt Hamlet: "das ist nicht und wird
niemals gut!" Und Hamlet sagt: "die Zeit ist ganz verrenkt,
wie gut, dass ich geboren wurde, um sie wieder einzurenken!"
Hamlet hat die Zeit nicht eingerenkt!
Der Diskussionsabend war nach meinem
Empfinden von einem gewissen Interesse. Gesellschaftliche und
politische Gegenwart in munterer Erörterung waren thematisch die
Hauptlast des Schwerpunkts des Abends. Vom Podium aus und aus dem
Publikum wurden Meinungen, Ansichten und Haltungen geäußert und
dargestellt. Die KünstlerInnen stellten zum Teil ihre Projekte dar
und sprachen über ihre Arbeit und ihre Arbeiten und ihre Visionen.
Aus dem Publikum kam zu einigen Äußerungen Zustimmung in Form von
Klatschen. Das Publikum war gut einbezogen und applaudierte nach
einer ausführlichen Veranstaltung nach annähernd zwei Stunden am
Schluss länger.
Hamlet sagt: "das ist nicht und
wird niemals gut!"
Liebe Maren, wir wollen trotz allem
weiter versuchen, alles so zu machen, dass es gut wird!
Allerliebst
Max
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